Portico – Living Fields

Portico

Zuerst Nick Mulvey, dann Keir Vine – mit fixen Sängern hatte das Portico Quartet in der Vergangenheit kein Glück. Entsprechend bleiben die drei Instrumentalisten nun unter sich und streichen das Quartet aus ihrem Bandnamen. Auch musikalisch wird die bereits angedeutete Weiterentwicklung abgeschlossen: Future-Jazz ist ein Ding der Vergangenheit, Electro ist mittlerweile das Maß aller Dinge. Als Portico veröffentlichen die Briten nun „Living Fields“, das sie als ihr Debütalbum sehen, und werden von drei prominenten Gastsängern unterstützt.

Bei den drei Gästen, die neun der zehn Tracks mit Gesang veredeln, handelt es um Menschen, die bereits eine Verbindung zu Portico haben. Gleich dreifach ist der von alt-J bekannte Joe Newman vertreten, ein Kindheitsfreund von Porticos Soundtüftler Jack Wyllie. Besonders gelungen ist das gemeinsame „101“, das sehr langsam anläuft und trotz Drum-Computer ein wenig an Newmans Hauptband erinnert. Dieser übt sich in gesanglichem Understatement und schmückt mit songdienlicher Phrasierung jede Passage sauber aus. Im butterweichen, mehr als fünf Minuten lang fließenden „Brittle“ verfällt er gar in eine Art himmlische Trance.

Jono McCleery, der Portico bereits als Opener auf Tour begleitete, leiht gleich vier Songs seine Stimme. Der Singer/Songwriter aus London verleiht seinen Beiträgen eine gewisse Portion Soul, die besonders gut im eröffenden Titeltrack „Living Fields“ kommt. Hier treffen tiefe Bass-Hits auf McCleery samtigen, intensiven Gesang; ein Kunststück, das auch in „Bright Luck“ gelingt. Jono und Portico kennen sich durch Jamie Woon, der einst gemeinsam mit dem Quartet ein Haus bewohnte und dort an seinem Debüt „Mirrorwalking“ arbeitete. Er leiht dem nicht enden wollenden, beinahe avantgardistischen Finale „Memory Of Madness“ seine ätherische Stimme.

Portico sind von Anfang an im Fluss und zeigen, dass sich ihre Entscheidung, unter ‚abgespecktem‘ Namen mit wechselnden Gästen und kompletter Fokussierung auf Electronica weiterzumachen, gelohnt hat. „Living Fields“ ist, trotz ein bis zwei etwas beliebigeren Songs im Mittelteil, eine spannende Platte mit angenehmem Fluss und herzlicher Wärme geworden, die trotz Synthis und Drum-Computer erdig klingt. Die Punktlandung ist geglückt, die Metamorphose abgeschlossen.

Portico - Living Fields

Living Fields
VÖ: 27.03.2015
Ninja Tune (Rough Trade)

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