Astronautalis – Cut The Body Loose

Astronautalis

Er hat sich bitten lassen, zumindest mit einem weiteren Soloalbum. Astronautalis war in den letzten viereinhalb Jahren seit dem Release von „This Is Our Science“ alles andere als inaktiv. Neben regelmäßigen Live-Auftritten in Europa erschien endlich ein Four-Fists-Release und auch das medial viel beachtete Projekt Justin Feathers mit Bon Iver-Frontmann Jason Vernon hielt den US-Rapper auf Trapp. Für „Cut The Body Loose“ ließ er sich von den Südstaaten inspirieren und arbeitete sich durch den Umgang mit Trauer und Schmerz zu einem Zustand der Katharsis vor.

„Running Away From God“ handelt von einer Hochzeit in New Orleans, die sechs Monate nach dem zerstörerischen Hurricane Katrina stattfand. Beeindruckt davon, wie die Menschen aus dem Chaos einen Platz der Freude und des Festes schufen, setzt er sich mit allerlei Widrigkeiten auseinander und schreibt eine kleine Rap-Hymne mit großartigem, alles umarmendem Refrain. Auch der Titelsong „Cut The Body Loose“ hat eine Verbindung zu NOLA und handelt von einer Jazz-Beerdigung, bei der, am Friedhof angekommen, der Sarg den Totengräbern übergeben wird, und aus einer schmerzvollen Prozession eine Straßenparty wird. Passend dazu setzen auch in diesem Track nach zwei Minuten Blechbläser ein, auch wenn das Tempo getragen bleibt.

Astronautalis‚ Trumpf bleibt seine Vielseitigkeit. Der knüppelharte und stellweise doch faszinierend introvertierte Opener „Kurt Cobain“ harmoniert prima mit dem tanzbaren, überdrehten „Attila Ambrus“, das wiederum prima zur gemächlichen Klavier-Elegie „Boiled Peanuts“ passt. Auch das bestens bekannte „Sike“ findet hier seinen Platz und steht exemplarisch für den Wunsch des Minnesotans, live Lärm zu machen mit energischeren Songs, die gleichzeitig textlich wie musikalisch clever genug bleiben, um die Ausnahmestellung des 34jährigen in der US-Rap-Szene weiter zu unterstreichen.

„Cut The Body Loose“ ist – wenig verwunderlich – deutlich lauter und energischer als sein Vorgänger, wirft aber keineswegs sämtliche Astronautalis-Trademarks über Bord. Der Alternative-Gedanke bleibt bestehen und so finden gewohnt pointierte Experimente mit Soul, Jazz und Elektronik ebenso Platz wie durchdachte Lyrics und konzeptuelle Dynamik. Der Grundtenor bleibt, das Auftreten wirkt frischer – eine kleine Neuerfindung, die Früchte trägt und ein weiteres starkes Album mit sich bringt.

Astronautalis - Cut The Body Loose

Cut The Body Loose
VÖ: 13.05.2016
Cargo Records

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