Der Ringer – Soft Kill
Nach diversen Kleinformaten sowie einer gemeinsamen EP mit den neuen Besties von Isolation Berlin starten Der Ringer nun wieder im Alleingang durch. Musikalisch irgendwo zwischen Cloud-Pop, New Wave und Post Punk beheimatet, befassen sie die Herren aus Hamburg mit Machtfantasien, Sinnsuche und einem Hauch von Dystopie. „Soft Kill“ ist Rockmusik, ohne Rock zu sein, und sucht den Kosmos nach unerklärlich-vertrauten Phänomenen ab.
Mit den ersten Noten geht es direkt in den „Orbit“. Von Synthis nachgespielte sowie entfremdete Gitarrentöne geleiten gen Abfahrt und warme, wohlige Post-Wave-Töne. Jannik Schneiders lakonische, suchende Vocals legen sich zunächst wie ein weicher Mantel um das Arrangement, bevor auch hier die Entfremdung gen Wahnsinn treibt. Im folgenden „Apparat“ tauchen Der Ringer tief in poppige Rührseligkeit ab, bewahren sich zugleich den Biss der Generation Cyber und lassen aus dem lässigen, unscheinbaren Instrumental ein furioses Feuerwerk unterkühlter Emotionen entstehen.
Es dauert eine ganze Weile, bis die kuriose Mischung auf dieser Platte Sinn macht. Höllische Abfahrten gepaart mit butterweichen Harmonien und einem Hauch Lost Under Heaven („Violence“) gehen ebenso unter die Haut wie das leicht vertrackte und doch so charmante Nichts von „Mikroskop“. Wenn „Kanada“ schließlich die Vollkommenheit des Minimalismus abfeiert und einen Hauch von Melodie durch die Echokammer jagt, ist das Glück vollkommen.
Von leichter Kost kann im Fall von „Soft Kill“ nun wirklich nicht die Rede sein. Mal behäbig, mal kurios, mal kreuz und quer durch den Gemüsegarten ackernd – himmlische Harmonien treffen auf surreale Entfremdung und formvollendete Bestürzung. Und doch steckt hinter dieser eigentümlichen Mixtur ein besonderer Reiz, der sich nicht verhehlen lässt. Nach und nach, Schicht für Schicht, werden feine, stellenweise sogar großartige Ideen freigelegt, umhüllt von einem Wave-Mantel mit einem Hauch von latentem Wahnsinn. Der Ringer unterhalten und stimmen nachdenklich, im Idealfall sogar gleichzeitig.
Soft Kill
VÖ: 27.01.2017
Staatsakt / Caroline (Universal Music)
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