Hoops – Routines

Hoops

Was gibt es Schöneres an einem lauen Sommerabend als… Verletzlichkeit und Melancholie? Wenn es nach Hoops aus dem US-Bundesstaat Indiana geht, ist poppige Schwerfälligkeit das Nonplusultra. Ihr leichtfüßiger und doch erdrückender Sound zwischen Wave-Twang, Dream-Pop und Indie erinnert schon mal an die Landsleute Real Estate und wird mit gleich drei Sängern entsprechend unberechenbar wie vielfältig umgesetzt. Das Debütalbum „Routines“ ist der Lohn jahrelanger harter Arbeit.

Die Single „On Top“ macht vor, wie es geht. Knapp vier Minuten fließen wie aus einem Guss aus den Boxen. Durch die Echokammer gejagte Gitarren flirren wild, durchaus ungezügelt aus den Boxen und machen mit melodischem Minimalismus doch alles richtig. Natürlich passt der lakonische, lässige Gesang ebenso ins Bild, wirkt lieblos hingeklatscht und hat dennoch Methode. So ein wenig will man glauben, die Eingängigkeit der elf Songs wäre ein Zufallsprodukt, doch letztlich stecken Kalkül und Cleverness dahinter. Die Dissonanz von „On Letting Go“ wirkt mindestens so zufällig und bewusst wie der lässige, entfernt an Air erinnernde Dream-Pop von „Underwater Theme“.

Ihren vielleicht größten kleinen Hit packen Hoops bereits an zweiter Stelle aus. Die geniale Hook von „Rules“ bleibt sofort hängen – eine herrlich auf links gedrehte Gitarrenmelodie, leicht entfremdet und doch so klar, so pur, so augenscheinlich unverfälscht. Wie in Trance tänzeln die US-Amerikaner durch nicht ganz 135 verspielte, zwingende Sekunden und liefern damit den etwas anderen Sommer-Soundtrack, an dem man sich kaum satthören kann.

Das smoothe, fatalistische Understatement von „Worry“, das verspielte und doch kaputte „Burden“ – Hoops spielen mit musikalischer Schizophrenie, butterweichen Gitarren, 80s-Wave-Variationen und der verträumten Seite des Indie-Sektors. Klar, weite Teile von „Routines“ meint man schon gehört zu haben, das melancholische Dauerfeuer kann ebenfalls ein wenig an die Substanz gehen. Dass unterm Strich dennoch eine hervorragene und angenehm andere (Früh-)Sommerplatte bleibt, spricht für die hohe musikalische Kompetenz der Newcomer aus Indiana, deren Beharrlichkeit sich nun hörbar – und verdient – lohnt.

Hoops - Routines

Routines
VÖ: 05.05.2017
Fat Possum Records (AL!VE)

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