Broken Social Scene – Hug Of Thunder

Broken Social Scene

Seit mittlerweile 18 Jahren gilt die Broken Social Scene als zweite künstlerische Heimat für Kanadas Indie-Crème-de-la-Crème. 1999 von Kevin Drew ins Leben gerufen, fluktuliert die Liste der Mitwirkenden seit jeher ebenso wie die Teilnehmerzahl. Sieben Jahre nach „Forgiveness Rock Record“ erscheint nun endlich ein neues Lebenszeichen. An „Hug Of Thunder“ wirkten gleich 15 Musikerinnen und Musiker, darunter die Rückkehrer Leslie Feist und Emily Haines, mit. Das Ergebnis ist, wie nicht anders zu erwarten war, kunterbunt und unheimlich unterhaltsam geworden.

Nach einem kurzen Intro packen die Scenesters ihren lebhaftesten, vielleicht eingängigsten neuen Song aus. „Halfway Home“ springt förmlich aus den Boxen mit lockerem Pop-Twang, dezent psychedelischen Untertönen und einem Stimmgewirr, vor dem selbst The Polyphonic Spree erzittern würden. Es dauert ein klein wenig, bis sich der Song ordnet, nur um schließlich immer wieder im Kleinen zu explodieren. Obligatorische Varianzen, kurze Instrumentals und immer wieder dieser mächtige, gemeinsam gesungene Refrain – ein echtes Fest. „Protest Song“ wirkt im Anschluss dagegen direkt unschuldig und unscheinbar, begeistert dafür mit feinsinnigen Vocals, viel Gefühl und einem weiteren unverschämt eingängigen Chorus.

Es geht aber auch ganz anders: Einer der besten Momente dieser Platte spielt sich in betont ruhigen Gefilden ab. „Please Take Me With You“ erinnert ein wenig an die dezent synthetisch befeuerten Balladen der ersten Bloc Party-Alben. Ein Hauch von Drum-Computer, dezente Synths und dieser wunderbar gehauchte Gesang bewegen. Zu ruhig? Das wilde, leicht konfuse „Vanity Pail Kids“ bläst sogleich den Staub aus den Boxen. Disco-Punk hier, Noise-Pop da – eine Grenzerfahrung, auf die mit „Hug Of Thunder“ eine stellenweise ungewohnt folkige Ballade folgt. Auch dieser krasse Sprung funktioniert.

Zwar laufen Broken Social Scene in diesen weit über 50 Minuten Spielzeit immer wieder Gefahr, sich selbst in ihren musikalischen Wirren, der stilistischen Pluralität und einem absoluten Maximum an Stimmen zu verlieren, und doch passt letztlich alles. Warum? Weil selbst in vergleichsweise sperrigen Momenten unverschämt gute Melodien, clevere Arrangements und packende Vocals durchscheinen. „Hug Of Thunder“ packt ein Feuerwerk an lauten und leisen Hits aus, könnte vielleicht sogar die bislang beste Platte der kanadischen Indie-All-Stars sein. Ob dem so ist, wird wohl erst die Zeit zeigen, doch schon jetzt ist klar: Broken Social Scene liefern einen der Überflieger des Jahres ab.

Broken Social Scene - Hug Of Thunder

Hug Of Thunder
VÖ: 07.07.2017
City Slang (Universal Music)

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