Sleep Token – Two
Ein mystisches Wesen namens Sleep erschien der maskierten Entität Vessel im Traum und versprach ihr Ruhm und Großartigkeit. Diese herrlich bizarre Geschichte steckt hinter dem Projekt Sleep Token – ein Quartett, das Genre-Bending auf die Spitze treibt. Hier trifft feinsinniger Chamber-Pop auf süßlichen Progressive Rock und wütende, schroffe Djent-Attacken. Fans von Bon Iver, Leprous und Meshuggah aufgepasst, hier ist die neue EP „Two“.
Was sich auf dem Papier bizarr liest, klingt auf Platte noch viel schräger, denn die drei weitestgehend überlangen Tracks stellen vor zahlreiche Herausforderungen. Dabei beginnt es, exemplarisch am Vorboten „Nazareth“ dargestellt, recht charmant mit ätherischem Art-Pop der leichtfüßigen Sorte. Drei Minuten lang schweben Sleep Token über den Dingen, bevor schließlich entstellte, tiefer gestimmte Gitarren und Neo-Prog-Synths einsetzen. Die letzten Sekunden bestreiten schließlich furiose, brachiale Djent-Attacken – ein wahrlich bizarres Schauspiel.
Ein wenig Abwechslung wird im Laufe der EP schon geboten. „Calcutta“ setzt seinen ersten schroffen Höhepunkt bereits zur Songmitte und legt schwebenden Falsett-Gesang über wütende Attacken, was erst einmal abschreckt. Das abschließende „Jericho“ bemüht sich hingegen um die bis dato eingängigsten Momente der Band mit einem Hauch von Indie-Pop. Bleiern schwere, aufbrandende Gitarrenwände betten sich geschickt ins Arrangement ein und machen diese Klangübung deutlich zugänglicher.
Dennoch ist „Two“ eine jener Platten, die sprachlos macht. Schließlich kollidieren hier Welten miteinander, die, so meint man, eigentlich unmöglich zusammenpassen können. Und doch ist diese EP in sich stimmig – je länger man sich mit den Songs auseinandersetzt, desto besser, desto faszinierender klingen sie. Vergleiche mit dem Genre-Bending von Zeal & Ardor sind legitim, wobei Sleep Token ihren Stiefel wesentlich sinniger und konsequenter durchziehen. Das Ergebnis: ein beeindruckendes musikalisches Erlebnis mit unwahrscheinlichem Potential.
Two
VÖ: 21.07.2017
Basick Records (Membran)
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