Sweet Apple – Sing The Night In Sorrow
Längst mehr als ein sympathischer Nebenschauplatz für J Mascis, konnten sich Sweet Apple spätestens mit dem Release von „The Golden Age Of Glitter“ vor drei Jahren als eigenständige Entität etablieren. Der mit Retro-Charme angereicherte Alternative Rock trifft auf Power-Pop-Hymnen, dicke Gitarren und abermals reihenweise Gaststars, von denen viele Wiederholungstäter sind. Auf „Sing The Night In Sorrow“ findet sich die All-Star-Band nun endgültig.
Bereits das eröffnende „(My Head Is Stuck In The) Traffic“ – eines der wenigen Stücke ohne Gäste – nimmt keine Gefangenen und klingt zugleich durchaus ungewöhnlich für Sweet Apple. Stakkato-Attacken, schroffe Gitarren und ein Hauch von Post Punk umwehen diese 161 Sekunden. Zwischendurch setzt sogar kurzfristig ein Hauch von Desert Rock ein, nur um wieder in die wilde Spur zurückzufinden. Im folgenden „World I’m Gonna Leave You“ geben sich schließlich die Dauer-Mitsänger Mark Lanegan und Robert Pollard ein herrliches Stelldichein. Der lässig aus der Hüfte geschossene Rocker mit Retro-Untertönen und dicken Harmonien bleibt sofort hängen.
Je länger das Album dauert, desto experimenteller und doch eingängiger klingt es. Sweet Apple wollen diesmal alles auf einmal, und fahren damit fast durchgehend gut. Die von Neuzugang Doug Gillard (Guided By Voices, Nada Surf) begleitete Power-Hymne „She Wants To Run“ brennt sich ebenso ein wie das fragile Duett „Crying In The Clouds“, dem Rachel Haden ihre Stimme leiht. Dass „Everybody’s Leaving“ wie ein Blues-Cover eines Foo Fighters-Songs klingt, geht schon in Ordnung, so ungewöhnlich der Track auch zunächst wirkt. Im ellenlangen, angeproggten Jam „Candles In The Sun“ mit archetypischem Mascis-Gitarrensolo packt die Band schließlich die pure Spielfreude für einen der seltsamsten und doch unterhaltsamsten Exkurse.
Breitbeinig und doch einfühlsam: „Sing The Night In Sorrow“ lebt abermals von großen musikalischen Gegensätzen und allerlei Prominenz, die offenkundig im Studio ein- und ausging. Sweet Apple zeigen sich deutlich kraftvoller und organisierter, auch wenn der musikalische Freigeist-Gedanke natürlich weiterhin ein großes, zentrales Thema bleibt. Vertraute alte Elemente treffen auf Alternative- und Indie-Chic der jüngeren Vergangenheit – ein reizvoller Streifzug durch das illustre Schaffen der Beteiligten mit Suchtfaktor.
Sing The Night In Sorrow
VÖ: 28.07.2017
Tee Pee Records (Soulfood Music)
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