David Beckingham – Just When The Light

David Beckingham

Nach mehrjähriger Pause touren Hey Ocean! aktuell wieder durch Nordamerika und veröffentlichten kürzlich erste Songs eines neuen Studioalbums. Die Band erfreut sich gerade unter Bronies einen Kultstatus, da Sängerin Ashleigh Ball Synchronarbeit für die nach wie vor ungewöhnliche Kultserie „My Little Pony: Freundschaft ist Magie“ leistet. Viel zu oft übersehen: Gitarrist David Beckingham, der vergangenes Jahr sein erstes Soloalbum veröffentlichte und besagtes „Just When The Light“ mit ordentlich Verzögerung nun endlich auch nach Europa bringt. Darauf enthalten: Zehn wahrlich magische Songs, ganz ohne animierte Abenteuer.

Stattdessen widmet sich Beckingham der Schönheit des Moments, realisiert aber zugleich, dass die menschliche Tragödie nie weit ist. Das Zusammenwirken von Licht und Schatten musste er am eigenen Leib erfahren, denn mitten unter den Aufnahmen zu „Just When The Light“ streckte ihn eine schwere Stimmbandentzündung acht Monate lang nieder. Ein Song wie das butterweiche, von Twin Bandit unterstützte „In Spite Of All The Damage“ erhält eine ganz neue Bedeutungsebene. Die Trompete spielte übrigens Beckinghams Vater Paul ein und verleiht dem folkig-smoothen Track damit eine herrlich bittersüße Note.

Die sanft angeschlagene, zwischen Roots und Singer/Songwriter pendelnde Quasi-Ode an „Montreal“ geht mindestens so unter die Haut wie der großartige, verspielt fließende Opener „Explosion“, das eindringliche „Sleepless City“ oder das komplexe, doppelbödig inszenierte „Adi’s Song“. Im Leisetreter „Slowly“ übertrifft sich Beckingham aber schließlich selbst. Der bunte und doch reduzierte Refrain mit stimmlicher Entladung und interessanter Auseinandersetzung mit der Tonleiter erinnert stellenweise an Jónsi, die unorthodoxe Melodieführung hat ihre unerwarteten Chamber-Momente – ein unerwartetes, atemloses Kunstwerk im Kleinen.

„Just When The Light“ hat gleich zehn solcher magischer Momente in petto, und gerade das macht David Beckinghams Solo-Debüt so großartig. Die grandiose, bewegende Stimme ist für sich bereits ein Highlight. Dahinter verbirgt sich jedoch ein beeindruckendes Händchen für clevere Songs, fragile Melodien und fordernde wie eingängige stilistische Pluralität mit gewaltigem Mehrwert und konstantem Grower-Faktor. Jeder einzelne Track scheint von Durchlauf zu Durchlauf größer, intensiver zu werden – eine Liebhaber-Platte, nicht nur für stille Momente, und sicher eines der ganz großes Highlights dieses Musikjahres.

David Beckingham - Just When The Light

Just When The Light
VÖ: 01.12.2017
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