Cullen Omori – The Diet

Cullen Omori

Die letzten Jahre waren für Cullen Omori vor allem eine emotionale Prüfung. Beziehungen gingen in die Brüche, Autos verunglückten, Vans blieben liegen – es fühlte sich wie ein kosmischer Witz für den US-Amerikaner an. Seinen doppelbödigen, durchaus fatalistischen Texten hört man dies an, musikalisch bleibt der junge Sänger aus Chicago, Illinois allerdings schön sonnig und leidenschaftlich unterwegs. Omoris zweites Album „The Diet“ wirkt wie ein 70s-Kaleidoskop mit moderneren Indie- und Art-Untertönen.

Wie komplex sich Cullen Omoris Musik gestalten kann, illustriert die Single „Happiness Reigns“ gerade zu perfekt. Klar, das Arrangement wirkt angenehm sonnig und fluffig, möchte die Welt umarmen. Dabei singt der Protagonist jedoch von einer zerbrochenen Beziehung, geschmückt mit einer Entschuldigung und Bildern von Kindern, die rund um Uran-Felder spielen. Angenehm verträumt und leger gestaltet sich auch der Opener „Four Years“. Die Gitarre drängt ein wenig gen Psych- und Shoegaze, dazu kommt ein wenig Singer/Songwriter-Charme und überaus bunte, verschmitzte Abhandlungen über Sein und Schein – ein wahrlich gelungenes Stück Musik.

Wenn sich der Chicago Native zwischen den musikalischen und konzeptuellen Stühlen bewegt, findet er hörbaren Spaß an seinem Schaffen. Entsprechend scheint „Millennial Geishas“ – rein oberflächlich – nicht so recht zu wissen, wo es hin will. Und doch liegt in diesen drei lockeren, durchaus rockigen Minuten unheimlich viel Elan und Fernweh begraben. „All By Yourself“ hüllt sich tatsächlich in Zuckerwatte und rollt durch verschmitzten Schwersinn. Darf es mehr davon sein? „Borderline Friends“ öffnet sich komplett und experimentiert mit cineastischen Elementen, „Quiet Girl“ schielt gen T.Rex, wird sogar ein wenig laut und bleibt doch so locker und feinsinnig, während „Queen“ ein letztes Mal in psychedelische Halb-Balladen-Welten eintaucht.

Bei Cullen Omori will stets das Unerwartete erwartet werden; das macht ihn und seine Musik um einiges spannender und aufregender, sofern das möglich ist. „The Diet“ wühlt sich durch schwierige Lebensjahre und klingt dabei in jeder Sekunde so positiv, so kumpelhaft, so einladend. Hört man etwas genauer hin, offenbaren sich durchaus erschütternde Abgründe. In diesem Spannungsfeld liegt die Stärke des US-Amerikaners, der, wie kaum ein anderer, gute Laune mit fein geschliffenen Stahlkanten zu kombinieren vermag.

Cullen Omori - The Diet

The Diet
VÖ: 17.08.2018
Sub Pop Records (Cargo Records)

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