Rikas – Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet

Rikas
(c) Lisa Nguyen

Ein Gefühl der Rastlosigkeit, aber auch der Gemeinschaft begleitete die Arbeiten am zweiten Album der Stuttgarter Alt-Pop-Feinschmecker Rikas. Das Debüt „Showtime“ hat fünf Jahre auf dem Buckel, zwischenzeitlich erschienen zwei EPs, zudem fühlte man sich zwischen verschiedenen Orten hin- und hergerissen. Entsprechend entstanden die Songs an verschiedenen Plätzen, unter anderem Los Angeles und Amsterdam, bevor letztlich in Berlin aufgenommen wurde. Und doch fällt „Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet“ charmant, sonnig und bewegend aus, getrieben und sanftmütig zugleich.

Was für andere Acts ein Widerspruch wäre, passt zum smarten Auftreten der vier Stuttgarter gar hervorragend. „Barcelona (Learning To Love Myself)“ bringt diesen emotionalen Wirrwarr auf den Punkt, will sich weiterbewegen, bleibt aber doch hängen. Ein sonniger Track mit vorwitzigen Gitarren, feinen Keys und butterweichem Pop bringt diesen Widerspruch auf den Punkt. In „Where Do You Go?“ steckt die damit verbundene Frage bereits im Titel, doch erfährt sie keine Auflösung. Flotte Fröhlichkeit, witzige Synthies und Retro machen mindestens so viel Laune wie „Just Like Ice Cream“, das direkt auf die Tanzfläche zusteuert und es sich dort erst einmal gemütlich macht.

Der butterweiche und doch flotte Charme von „Bike In LA“ legt los und kommt doch nie an, so wie das für Nicht-Autofahrer in Los Angeles an der Tagesordnung steht. Wechselnde emotionale Schwerpunkte und ordentlich Herz schimmern durch, wie auch im yachtigen „Heartbreak Big Mac“. Bittersüße Beinahe-Schwülstigkeit widmet sich schummrigen Welten und sucht nach dem Aha-Moment. Der gelingt in „Jude Bellingham“, dem Star von Real Madrid gewidmet, zugleich ein bewusster Rückgriff auf die Indie-Pop-Hits der Nuller-Jahre und – wenig überraschend – ein absoluter Ohrwurm. Ein solcher verbirgt sich auch hinter „Souvenir Shop“, wenngleich luftiger und konzentriert unwirklich umgesetzt.

Unterm Strich bleibt ein Album, das sich anschmiegt, das (sich) bewegt, das mobilisiert und dabei nach einer Sicherheit sucht, die sich nicht immer ohne Weiteres aufspüren lässt. Zugleich bieten Rikas eine angenehme, nie aufdringliche und nie überzogene Form von Eskapismus, die der Seele richtig gut tut. Wie der Film zu „Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet“ letztlich aussehen könnte, liegt freilich im Auge des Betrachters. Ein Roadmovie zwischen Licht und Schatten, das selbst bei Rückschlägen nie die Hoffnung verliert? Wo Brüderlichkeit, das Gemeinsame, die verschworene Einheit gestärkt werden und jede Reise, jede Hürde mit charmanter Leichtigkeit meistern? Bei dieser Tour ist man gerne mit dabei – ein mächtiges zweites Album voller Herz und grandioser Melodien.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.02.2025
Erhältlich über: Nettwerk Music Group (Bertus)

Website: www.rikasband.com
Facebook: www.facebook.com/rikasband