Zesura – Future Cult Leaders
„Let There Be Rock“, forderten Tocotronic vor mittlerweile 20 Jahren. Zesura tun genau das, ohne auch nur im Geringsten an die deutschen Indie-Päpste zu erinnern (bestenfalls episodisch an die ungestüme Frühphase). Das Quartett aus dem Saarbrückener Umland geht es gerne laut und ruppig an, packt ein wenig Noise Rock und Post Punk in den Mix. Und ja, selbst für ein paar poppige Hooks bleibt Platz. „Future Cult Leaders“, der Titel ihres Debütalbums, darf durchaus prophetisch verstanden werden.
Unbequem und doch auf gewisse Weise eingängig – dieser Spagat zieht sich wie ein roter Faden durchs gesamte Album. „Motorcross Wanderlust“ lebt es vor. Der Opener, zugleich erste Single, setzt mit seiner Gitarre auf schrille Störsignale, denen dennoch durchaus packende Elemente innewohnen. Aggressive Vocals – teils fast gesprochen, dann wieder geschrien – treiben die Strophen vor sich her, schon folgt die nächste Zäsur. Von linearem Songwriting halten Zesura (nomen est omen) herzlich wenig. Ein „Don’t Feed The Animals“ untermauert diesen Anspruch auf rein gar nichts erneut. Der gekonnte Einsatz von musikalischer Ebbe und Flut mit schroffen Riffwänden erinnert ein wenig an Idles.
Was das Quartett aber ebenso beherrscht, sind unerwartet harmonische Momente. Eigentlich mutet „City Of Monuments“ unruhig und hibbelig an, doch scheint zwischendurch ein Hauch von Blackmail durch die Wolken. Diese fast schon melodischen Anflüge tauchen zu unerwarteten Zeitpunkten auf, wie im vogelwilden, beinahe tanzbaren „Rude Gents“ und dem wirren „Action, Action“. Hingegen betont „Vampyres“ die wütende Uptemo-Seite des Post Punk und dreht in aller Kürze komplett am Rad, nur um zwischendurch kurz Luft zu holen und harmonische Klangteppiche von der Wand zu reißen. In der an Karies erinnernden Trostlosigkeit von „Here’s To The End“ steckt ebenfalls verdammt viel Dynamit.
Bevor sie fallen, fallen sie lieber auf: Natürlich ist „Future Cult Leaders“ zu einem gewissen Grad auf Happening ausgelegt. Nie scheint so ganz klar, wohin die Reise geht, plötzliche Kurswechsel und Überraschungen stehen ganz oben an der Tagesordnung. So dauert es zwar ein wenig, bis sich die Songs dieses Debütalbums finden, dann lassen sie dafür nicht mehr los. Zesura ist ein kurzweiliger, unbequemer Einstand mit eingängigen Lichtblicken gelungen, die natürlich stets zum unmöglichsten Zeitpunkt durchschimmern. Gute Nerven sind Pflicht, dann lässt sich sogar das Tanzbein im Steinbruch schwingen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 09.08.2019
Erhältlich über: Barhill Records (Cargo Records)
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