Coma – Voyage Voyage

Coma
(c) Frederike Wetzels

Wer auch immer behauptet, dass Electro-Pop in Zeiten des großen 80s-Synth-Revivals generisch AF klingen muss, hat den Schuss nicht gehört, geschweige denn Coma. Das Kölner Duo veröffentlicht seit Jahren etwas andere Genre-Platten, die nichts von großen Club-Momenten, endlosen Chart-Synthie-Schleifen oder 08/15-Gewummer halten. Jeder Track erzählt für sich eine Geschichte, wirkt organisch und begleitet auf eine kleine Reise. Nicht umsonst nennt sich das neue Album „Voyage Voyage“ und führt durch 20 Jahre gemeinsame Musik-Historie.

So wie die Geschichten per se gestalten sich auch die individuellen Songs höchst unterschiedlich, nehmen eine Vielzahl an Klangfarben und Stimmungen an. „A-Train“ flirtet beispielsweise mit frankophilen Sounds, fährt seinen anfänglichen Fast-House-Ansatz jedoch sehr schnell zurück und betonte, geschickt arrangierte Lässigkeit übernimmt die Schirmherrschaft über diese etwas andere Fast-Ballade. Die verhalten fröhlichen, sich später selbst auflösenden Endlosschleifen von „(…)“ verkehren das Geschehen hingegen ins Gegenteil bis zum langsamen, beständigen Fade-Out.

Und so begleitet eine gewisse Unberechenbarkeit dieses Album, charmant und immer wieder aufregend neu. „Sparkle“ fühlt sich zwischen den Welten hin- und hergerissen, drängt zuweilen sogar in clubbigere Gefilde und hebt zum Schluss hin ab. Schroffe Untertöne tänzeln rund um den Opener „Snurrebassen“. Gelegentlich scheint das Kölner Duo Richtung Trentemøller auszuschlagen, bleibt sich allerdings treu und streut mit „Dream Sequence“ sogar eine Prise Dream-Pop ein. Das feinfühlige, abermals balladesk angehauchte „Bits And Pieces“ darf ebenfalls nicht unter den Gabentisch fallen.

„Voyage Voyage“ ist eine stilvolle Betrachtung der elektronischen Szene – sofern es so etwas überhaupt noch gibt – geworden, die rein gar nichts mit etwaigen Szenebefindlichkeiten zu tun haben will. Losgelöste Kunst zwischen Pop, Club und synthetischer Harmonielehre trifft auf organisches Storytelling und packende Melodien. Coma krönen ihr bisheriges Schaffen mit einer wunderschönen Platte, deren konstanter Fluss verzaubert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.11.2019
Erhältlich über: City Slang (Rough Trade)

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