Coma System – Wired Machines

Coma System
(c) Michael Königshofer

Das Spiel mit Klängen und Klangräumen zählt zu den großen Stärken von Coma System. 2018 in der steirischen Landeshauptstadt Graz gegründet, widmet sich das Trio verschiedenen Spielweisen des Rock, gerne in düstere bis noisige, ja sogar psychedelische Gefilde abdriftend. Zwischen emotionalen Live-Auftritten und ausdauernder Studioarbeit erarbeiteten sich die Österreicher in kürzester Zeit einen starken Ruf als kommende Meister alternativ-experimenteller Klänge mit 90er- und Früh-00er-Einschlag. „Wired Machines“ ist bereits ihr zweites Album und bestätigt die bestechende Frühform gar souverän.

Tracks wie „Another Universe“ bemühen desolate Eingängigkeit, die unnahbar und hymnisch zugleich wirkt. Dieses Kunststück, getragen von Ferdinand Fuhrmanns fieberhaften und gerne mal bewusst unbequemen Vocals – ganz dem Sound entsprechend – arbeitet mit musikalischer und emotionaler Ebbe und Flut, entlädt sich kaskadenartig, nur um sich im richtigen Moment vornehm zurückzuhalten. Selbst für eine kleine Math-Gitarre bleibt Platz. Die finstere Unnahbarkeit von „Fall Apart“ weiß auch zu unterhalten – bewusst roh und reduziert, voller Atmosphäre und – trotz aller Explosivität – mächtig drückender Schwere.

Im Langformat toben sich die Steirer mit wachsender Begeisterung aus. „The End“ trägt nicht nur den idealen Titel für einen Rausschmeißer, sondern fühlt sich stellenweise tatsächlich wie das Ende aller Zeiten und Tage an – donnernd, drastisch, voller widersprühlicher Gefühle. Das zögerliche Innehalten bewegt. Ein paar Türen weiter lässt „Inside Out“ mehr Noise und Psychedelia zu, scheint kurz auf der Stelle zu treten, bevor sich sämtliche Schleusen öffen – ruppig, kathartisch, zugleich voller unkühlter Melodien. Der Widerspruch wird zum Kunstwerk, siehe und höre auch das nervöse „Illusions“ mit seiner steten Aufbruchsstimmung.

Eine angenehm unwirkliche Dreiviertelstunde später bleiben ordentlich Fragen, die eigentlich keine Antworten benötigen. Wie Coma System binnen kürzester Zeit ihre ureigene musikalische Welt gestalten, entfernt an runtergetunte A Place To Bury Strangers erinnernd, macht Laune. „Wired Machines“ fühlt sich nahezu konstant zwischen Polen der Extreme hin- und hergerissen, sucht und findet letztlich seine spannende Identität und packt nebenbei das eine oder andere klaustrophobe Powerhouse mit verkappt hymnischem Unterton aus. Das zweite Album der Grazer braucht den einen oder anderen Anlauf, hallt dafür lange nach und bleibt im besten Sinne hängen – gewiss längst viel mehr als ’nur‘ ein Geheimtipp.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.06.2024
Erhältlich über: Grazil Records

Website: www.comasystem.net
Facebook: www.facebook.com/comasystemmusic