Barrels – Barrels

Barrels
(c) Arctic Rodeo Recordings

2017 tauchten Barrels aus Hamburg erstmals mit „Invisible“ auf und arbeiteten sich am Tod eines Familienmitglieds ab. Zwischendurch wurde die Rhythmusabteilung durchgewürfelt und der Blick nach außen gerichtet. Nun geht es dem störrisch und doch so charmant klingenden Quartett um gesellschaftliche Störfaktoren, um zentrale moralische Fragen zwischen Profitgier und Rücksichtslosigkeit. „Barrels“ heißt die neue EP, wie die Band, und zerlegt in 28 Minuten alles.

Gleich zu Beginn lauert der ‚Hit‘ dieser Scheibe, wenn es so etwas bei den Nordlichtern denn überhaupt gibt. Eigentlich legt „Wrong Wings“ richtig schön unnahbar los. Therapy? kollidieren mit Thursday, feister Noise Rock trifft auf Post-Hardcore und feinsinnige Indie-Vibes. Und dann breitet sich der Refrain aus – nicht gerade auf Eingängigkeit auslegt, und doch brennt sich dieser kurze, intensive Part sofort ein. Ist es der kratzige Gesang? Macht die plötzliche Dopplung den Unterschied? Diese 219 Sekunden verwirren und bleiben dennoch hängen.

Die vier übrigen Songs zeichnen sich vor allem durch ausladende Dimensionen aus. So beginnt „Crossed Arms“ sehr langsam, betont reduziert und findet nur langsam zu seinen beinahe metallischen Proto-Helmet-Riffs. In „The Whisperings Within“ ist es vor allem der ausgedehnte, teils sogar harmoniebedürftige Mittelteil, der durch rein instrumentale Magie glänzt und nach den unruhigen ersten Minuten geschickt entschleunigt. „Read After Burning“ legt einen weiteren Top-Refrain offen, der mit Punk und Emo kokettiert, der Mineral und Texas Is The Reason mitnimmt, bevor der gekonnt melancholische Absturz folgt. Und dann wäre da noch „Lights Off“, der siebenminütige Rausschmeißer. Wütende Attacken mit bissigen Dissonanzen machen schließlich einem überlangen Finale Platz, das sich immer weiter steigert, bevor der Fade ins Nirgendwo das Geschehen abrundet.

Wilde Sache, diese neue EP. Von Gleichförmigkeit oder gar Anbiederung halten Barrels herzlich wenig, erinnern stellenweise an die Labelmates Death Cults und brennen sich trotz ihres sperrigen Sounds schlussendlich ein. Zwischen dem wütenden Hit „Wrong Wings“ und dem sehnsüchtigen „The Whisperings Within“ liegen nur oberflächlich Welten. Zittrige Sinnsuche, bittere Explosivität und bekömmlicher Druck begleiten eine von vorne bis hinten spannende Langrille, die mit Dreck und Teer-Geruch zum Untergang einlädt – tolles Ding ohne Wenn und Aber.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.02.2020
Erhältlich über: Arctic Rodeo Recordings (Broken Silence)

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