Junglelyd – Junglelyd
Südamerika schätzt Cumbia. Dieses Genre, ursprünglich aus Kolumbien stammend und mittlerweile am ganzen Kontinent beliebt, verbindet afrikanische Rhythmen mit südamerikanischen Melodien und europäischer Arrangierung. Für viele Künstler ist Cumbia die Basis für einen tanzbaren, durchaus elektronischen Sound, der es mittlerweile sogar bis nach Dänemark geschafft hat. Dort residieren Junglelyd um DJ Kenneth Rasmussen. Ihre Mixtur aus lateinamerikanischem Style, Dub und Elektronik im Unterbau sowie Soul, Jazz und Psychedelic an vorderster Front warf bislang zwei EPs und begeisternde Konzerte ab. Nun steht das Debütalbum, welches den Bandnamen trägt, in den Startlöchern.
Wer noch nie elektronischen Cumbia gehört hat – man stelle sich eine Kollision von The Kenneth Bager Experience und Khruangbin vor. Aus diesem Meer an Armen und Beinen erhebt sich der Opener „Coffee“, zugleich einer der besten Tracks der Platte. Die herrlich verschrobenen Gitarren versprühen pures Latin-Flair, der Rhythmus geht in die Beine und der mächtige Basslauf bringt die Hütte zum Kochen. Minimalistische Variationen begleiten das Konzept gekonnt. Wirklich elektronisch wird es erst später, unter anderem in „Juego Chicha“. Schnell ist eine vorwitzge Melodie gefunden, dahinter groovt es wie Sau. Bis zum ausgedehnten Fade-Out bleibt es stil- und geschmackvoll.
Vocals tauchen nur auf, wenn sich Junglelyd Gäste ins Studio einladen. So zum Beispiel in „Secreto de la Noche“ mit Julian Maraboto, einem mexikanischen Singer/Songwriter, der seit geraumer Zeit in Dänemark lebt. Der lockere Bounce kommt gut, die gelöste Stimmung ebenso. Luna Erashin spielt in „Lucerito de la Mañana“ ihre stimmliche Reichweite aus, der Track kriegt einen leicht mystischen Einschlag. Die meiste Zeit operieren die Dänen allerdings rein instrumental. Von den Latin-Rock-Ansätzen in „Asolear“ über den zentnerschweren Dub von „Salvaje“ bis zum ausladenden Mini-Psych-Exkurs von „Chacruna“ ist für beste Unterhaltung gesorgt.
Die Musik der Dänen wirkt frisch und unverbraucht. Electro-Cumbia muss den Rest der Welt erst für sich begeistern und Junglelyd könnten dabei helfen. Ihr Debütalbum ist stylisch, tanzbar, hat Herz und Seele. Ausgeklügelte Rhythmen und zwingende Melodieführung treffen auf ordentlich Leidenschaft und die richtige Portion Bauchgefühl. Stillstand? Nicht mit diesen 40 Minuten – ein sympathischer Vorbote auf einen in vielerlei Hinsicht etwas anderen Sommer.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 01.05.2020
Erhältlich über: Sounds Of Subterrania (Cargo Records)
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