Axel Rudi Pell – Sign Of The Times

Axel Rudi Pell
(c) SPV

Die Zeit der Experimente ist bei Axel Rudi Pell, dem Wattenscheider Gitarrenvirtuosen, schon lange vorbei. Waren auf seinen Alben in den 90ern immer auch mal wieder ungewöhnliche Songs enthalten, liefert er seit den 2000ern stets genau das ab, was sich seine Fans von ihm und seiner Band um Sänger Johnny Gioeli wünschen. Das soll nicht heißen, dass sich seitdem alle Alben der Band gleich anhören, aber gerade die letzte Scheibe „Knights Call“ fiel insgesamt etwas zu unkreativ aus. Umso schöner, dass Axel mit „Sign Of The Times“ dieses Mal ein richtig gutes und glücklicherweise auch richtig abwechslungsreiches Album abliefert.

Nach dem obligatorischen „The Black Serenade Intro“ gibt es auf dem 18. Studioalbum der Band mit „Gunfire“ endlich mal wieder einen richtig guten Uptempo-Opener. Der vorab auch per Video veröffentlichte Song regt mit seinen wilden Doublebass-Passagen und den gelegentlichen Hammond-Orgel-Einsätzen wunderbar zum Headbangen an, während „Bad Reputation“ ein herrlicher Rocksong im Stile des Bandklassikers „Rock The Nation“ geworden ist. Mit dem Titelsong „Sign Of The Times“ folgt einer dieser episch-monumentalen Bombast-Rocksongs Marke Rainbow, die man von Axel so oder so ähnlich einfach schon etwas zu oft gehört hat – für sich stehend kann der Song allerdings durchaus was. Deutlich flotter geht es bei „The End Of The Line“ zur Sache, ehe mit der Quotenballade „As Blind As A Fool Can Be“ ruhige Töne angeschlagen werden. Glücklicherweise haben die Mannen um Herrn Pell hier definitiv eine ihrer besseren balladesken Nummern aufs Album genommen.

Und sonst? Bei „Wings Of The Storm“ wird es mit dem Bass-Shredder-Intro und dem gewagten Hammondorgel-Einsatz tatsächlich mal dezent experimentell, die Rockhymne „Waiting For The Call“ weckt Erinnerungen an die 80er Jahre und bei „Living In A Dream“ sind gar dezente Reggae-Anleihen zu hören – so viel Abwechslung gab es bei Axel Rudi Pell tatsächlich seit Jahrzehnten nicht. Insgesamt ist „Sign Of The Times“ somit tatsächlich das beste Album seit der 2010er-Scheibe „The Crest“, wenn nicht gar seit dem großartigen „The Masquerade Ball“ geworden. Schön auch, dass man auf zu viel Bombast und ausladende Songstrukturen dieses Mal weitgehend verzichtet hat und die Songs dadurch wesentlich besser auf den Punkt kommen. Wegen der Corona-Krise wird man die Band so schnell leider nicht auf der Bühne begutachten können, es bleibt somit die Hoffnung, dass die Termine baldmöglichst nachgeholt werden können. Live können Axel Rudi Pell schließlich seit ehedem überzeugen, und angesichts eines derart superben neuen Albums freut man sich auf einen Auftritt der Band in der Zeit nach Corona natürlich umso mehr.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 08.05.2020
Erhältlich über: Steamhammer (SPV)

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