Vonheim – In The Deep

Vonheim
(c) Sara Angelica Spilling

Ihre musikalischen Vorstellungen und Hintergründe mögen zwar höchst unterschiedlich sein, doch wenn Vonheim zusammenkommen, entsteht meist Magie. Die Norweger verstehen sich auf Indie Rock und Alternative Rock – mal poppig, mal progressiv angehaucht – und stellen Kreativität über Befindlichkeiten. Vergleiche mit Radiohead kommen nicht von ungefähr, wenngleich man nicht ganz so experimentell unterwegs ist. „In The Deep“ ist ihr bereits zweites Album.

Der eröffnende Titelsong zeigt, wohin die Reise gehen soll. Tatsächlich lag das ursprünglich balladeske Grundgerüst mehrere Jahre in einer Schublade, bis man sich entschied, Lautstärke und Energielevel zu erhöhen. Gerade die wuchtige, durchaus schroffe zweite Hälfte mit Klaxons-Einschlag kommt verdammt gut und bleibt hängen. Das folgende „Moving On“ hält wenig von solch explosiven Regungen, wenngleich die Spannung in jeder Sekunde spürbar ist. Hier werden die Radiohead-Vergleiche deutlich, aber auch der feinsinnig-verschrobene Prog von Gazpacho dringt durch.

Ihren besten Song verstecken Vonheim kurz vor Schluss. Dabei beginnt „My Darkest Side“ unscheinbar, fast schon nichtssagend. Die beiläufig angeschlagene Gitarre, die gemächliche Rhythmusabteilung, der zarte Gesang – die Norweger tasten sich voran, der Track wächst mit jeder Sekunde. Und dann, nach gut zwei Minuten, geht das Ding durch die Decke. Eine laute, entstellte Gitarre kreiert im Verbund mit Erlend Vesteraas‘ Stimme Muse-Atmosphäre, man fühlt sich an die „Origin Of Symmetry“-Ära erinnert. Plötzlich macht das Ruhige, Gefühlvolle rundherum Sinn. „The Dark Night Of The Soul“ mit Dredg-Schlagseite sollte ebenso auf keinen Fall unter den Tisch fallen, ein weiterer Liebling.

„In The Deep“ verlangt etwas Geduld und volle Aufmerksamkeit. Viele Songs wirken zumindest anfänglich lieblich bis unscheinbar, eröffnen erst bei genauerem Hinhören sympatische Ecken und Kanten. Tatsächlich stecken begnadete Songwriter und Musiker hinter Vonheim, zerren hörbar in verschiedenste Richtungen, ordnen sich letztlich aber dem Track unter. Diese gespannte und doch songdienliche Atmosphäre kommt gut, das Spektrum zwischen gefühlvollen Indie-Pop-Klängen und scharfkantigem Alternative-Prog unterhält sowieso und mit „My Darkest Side“ haben Vonheim ein echtes Brett am Start. Tolle Entdeckung, tolle Typen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 08.05.2020
Erhältlich über: Snowhite (Rough Trade)

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