Louise Patricia Crane – Deep Blue

Louise Patricia Crane
(c) Ester Segarra

Über Jahre hinweg sammelte Louise Patricia Crane verschiedenste Ideen, einzig ein kreativer Partner fehlte. Als sie etwas Gesang für Stephen Carneys Projekt The Eden House aufnehm, fand sie in ihm genau diese Person; eine Person, die ähnliche Klänge und Künstler*innen schätzt, sogar eine ähnliche musikalische Herangehensweise an den Tag legt. Später sollte noch Jakko Jakszyk von den legendären King Crimson an Bord kommen, außerdem nahm kein Geringerer als Ian Anderson (Jethro Tull) ein paar Flötenpassagen auf. Längst hatte sich die Platte verselbstständigt und erscheint nun unter dem Titel „Deep Blue“.

Auf dem Papier scheinen die Rahmenbedingungen für dieses Debüt großartig, aber wie klingt es? Crane ist hörbar von Kate Bush, Cocteau Twins und Tori Amos inspiriert – düsterer Rock mit Pop-Schlagseite, gelegentlich psychedelisch, mit Gothic und Post Punk flirtend. Das eröffnende „Deity“ macht vor, wie es geht, und hangelt sich über gespenstische Fanfaren in einen beklemmenden und doch eingängigen Vierminüter. Der Refrain bringt eine gute Cure-Melodie mit, wirkt unbeqeum und setzt sich doch sofort fest – ein packender Klangwall, von „Snake Oil“ im Anschluss verdichtet und zugleich reduziert. Wuchtige 80s-Klänge, folkloristische Einflüsse und brodelnde Gefahr machen sich breit, Ian Anderson nimmt die Flöte zur Hand.

„Deep Blue“ häutet sich gleich mehrfach und legt durchaus Unerwartetes offen. Da wäre beispielsweise „Ophelia“, das knapp dreieinhalb Minuten in einer ätherischen, gespenstischen Zwischenwelt verharrt, nur um urplötzlich abzuheben mit dezent psychedelischen Vibes und der omnipräsenten Flöte. Im Gegensatz dazu flirrt „Cascading“ von der ersten Sekunde an. Der Refrain fühlt sich wie Samt an, schmiegt sich an die Seele und kleidet Zeitlupen-Post-Punk in einen Hauch von Plüsch. Das Classic-Rock-Gitarrensolo passt natürlich ins Bild und wird in „The Eve Of The Hunter“ erneut aufgegriffen. Für diesen Rausschmeißer wirft Louise Patricia Crane alles in einen großen Topf, etwas schwerfällig und immer intensiver werdend.

Im weitesten Sinne ist Louise Patricia Cranes Debüt mehr Gesamtkunstwerk denn Songsammlung. Selbstverständlich funktioniert das Gros der acht Songs auf „Deep Blue“ wunderbar für sich, doch erst in der Summe der einzelnen Teile blüht diese Platte auf. Von der überaus intensiven Stimmung über Cranes wundervolle Vocals bis zum filigranen Songwriting und den Gaststars als i-Tüpfelchen ergibt sich ein von vorne bis hinten unterhaltsames Werk, im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen. Diese großartige Künstlerin hat sich vollste Aufmerksamkeit mehr als verdient.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 15.05.2020
Erhältlich über: Peculiar Doll Records (Soulfood Music)

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