Helloween – Helloween

Helloween
(c) Martin Häusler

Die Rückkehr von Gründungsmitglied Kai Hansen und Goldkehlchen Michael Kiske zu den Melodic Power Metal-Urvätern Helloween dürfte eines der größten Ereignisse innerhalb der deutschen Heavy Metal-Szene der letzten fünf Jahre gewesen sein. Nach wie vor überstrahlen die 80er-Scheiben „Walls Of Jericho“ und die beiden Keeper-Alben alles, was die Band ab den 90er Jahren aufgenommen hat. Umso größer sind natürlich die Fan-Erwartungen, wie das erste Album der Band mit gleich drei Sängern (denn Andi Deris ist natürlich auch weiterhin an Bord) wohl ausfallen könnte. Dass es sich beim selbstbetitelten „Helloween“ angesichts dieser Hoffnungen NICHT um eine Enttäuschung handelt, sagt somit schon mal viel über das neue Werk des Hamburger Septetts aus.

Mit dem Opener „Out Of The Glory“ liefern Helloween gleich mal einen über sieben Minuten langen Melodic Power-Kracher der Extraklasse ab, der sich schon bald als künftiger Bandklassiker etablieren könnte. Michael Kiskes Gesangsorgan klingt dabei so einschmeichelnd wie eh und je, während Kai Hansens Schreie für eine gelungene Auflockerung sorgen. Beim ebenfalls sehr wuchtigen „Fear Of The Fallen“ duellieren sich Deris und Kiske gesanglich, ehe sich die Band mit „Best Time“ und „Mass Pollution“ in luftige Hard Rock-Gefilde begibt.

Für Helloween-Verhältnisse ungewohnt experimentell ist „Angels“ ausgefallen. Schon beim elektronischen Intro zeigt sich, dass hier mit moderner Rockmusik à la Alter Bridge neues Territorium abgesteckt wird, doch spätestens beim hymnischen Refrain kommt doch die typische Bandnote durch. Im Anschluss haben sich mit den beiden bestenfalls durchschnittlichen, sehr gewöhnlichen, „Rise Without Chains“ und „Indestructible“ leider zwei echte Durchhänger eingeschlichen. Gegen Ende nimmt die Scheibe mit gleich drei Volltreffern dann aber wieder deutlich an Fahrt auf: „Cyanide“ ist ein ungewohnt harter Power Metal-Hammer, „Down In The Dumps“ ein durchgeknallt-verspielter Speed-Song und „Skyfall“, der einzige von Kai Hansen beigesteuerte Titel, schließlich der zu gleichen Teilen harte wie epische, über zwölf Minuten lange Bombastkracher – hier werden wohlige Erinnerungen an den Klassiker „Halloween“ der ersten Keeper-Scheibe geweckt.

Insgesamt ist der Band damit ein gutes, beinahe sogar sehr gutes Album gelungen, das den Charme der großen Klassiker leider nicht ganz erreicht, aber doch besser ist als vieles, was unter dem Bandnamen Helloween in den letzten zehn bis 20 Jahren veröffentlicht wurde. Besonders die drei Sänger ergänzen sich bei vielen Songs wunderbar und sorgen so für die nötige Abwechslung, während songtechnisch zwar das eine oder andere kleinere Experiment gewagt wird, im Mittelteil der Scheibe dann aber doch etwas zu sehr nach Schema F gearbeitet wird. Insgesamt ist „Helloween“ somit ein Album, das zwar so gut wie erwartet, aber leider nicht so perfekt wie erhofft ausgefallen ist. Sofern man nur im Entferntesten auf melodischen Power Metal steht, sollte man hier aber trotz der kleineren Mängel unbedingt zugreifen!

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.06.2021
Erhältlich über: Nuclear Blast (Warner Music)

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