Bananagun – The True Story Of Bananagun

Bananagun
(c) Jamie Wdziekonski

Nick van Bakel wuchs mit Skate-Videos und HipHop-Beats auf. Der Multi-Instrumentalist verfiel schnell einer großen Fülle an Sounds und Einflüssen, sammelte Ideen wie andere Briefmarken. Aus den Schlafzimmer-Demos entstand irgendwann Bananagun, im Laufe diverser Kleinformate zur kompletten Band gewachsen. Das australische Quintett lässt von diesen Skate-Sounds aber wenig erkennen, denn hier kollidieren Afrobeat und Afropunk mit Indie Rock und funkigen Pop-Sounds, weiterhin vom Faible für lockere Beats begleitet. „The True Story Of Bananagun“ ist der Full-Length-Einstand der Krummobst-Kanoniere.

In „The Master“ scheint alles, was Band und Platte ausmacht, zu kollidieren. Bananagun werfen sämtliche Ideen in einen überdimensionalen Topf und wundern sich selbst, was dabei herauskommt. Hektische, hibbelige Funk-Skizzen treffen auf Urban Beats, auf Indie-Klangsuchen, World Music-Einflüsse und sogar einen Hauch Psychedelia – wie zu schnell abgespielte Wooden Shjips, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Dass es auch kurz, knapp und kompakt geht, zeigt beispielsweise „Modern Day Problems“. Hier rocken die Australier für ihre Verhältnisse ruppig und lassen sich doch treiben. Die verwaschene Gitarre macht Laune und harmoniert prima mit der sympathischen Percussion.

Gelegentliche Ausflüge gen Überlänge bekommen dem Quintett ebenfalls gut. Zu „Out Of Reach“ muss man sich einfach bewegen. Die Idee ist einfach, aber genial, die greifbare Nervosität weicht graduell verschrobenem Selbstbewusstsein, zwischen Flötentönen und Blechbläsern wird es stilvoll bis sexy. „People Talk Too Much“ bringt hingegen die offenkundigen Fela Kuti-Referenzen auf den fieberhaften Punkt. Willkommene Hektik bounct durch die Lande, Erinnerungen an das Khruangbin-Debüt werden wach. Kurze, knackige Episoden – „She Now“, „Bang Go The Bongos“, „Mushroom Bomb“ – sind allesamt komplett unterschiedlich und passen damit perfekt in das wilde Bild.

„The True Story Of Bananagun“ ist eine einzige gigantische Party von vorne bis hinten. Die Australier machen Nächte durch und packen mehr Ideen in einen Song als andere Bands in ihrer ganzen Karriere verbraten. Beim ersten Durchlauf wirkt das zeitweise unübersichtlich und übertrieben, hat aber Methode – wild, verwegen, unverschämt tanzbar und von Spielwitz geprägt. Bananagun überwinden kulturelle und musikalische Grenzen und punkten durch eingängige, kurzweilige Kreativität. Ein besserer sommerlicher Begleiter will erst gefunden werden.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.06.2020
Erhältlich über: Full Time Hobby (Rough Trade)

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