Daily Thompson – Oumuamua

Daily Thompson
(c) Dennis Treu

Im September 2017 entdeckten Forscher in Hawaii einen zigarrenförmigen Himmelskörper, zunächst hektisch und durchaus zwinnkernd als Alien-Raumschiff bezeichnet, später als Komet und Asteroid deklariert. Passenderweise setzen Daily Thompson ebenfalls gerade zur Landung aus interstellaren Sphären an, denn sie erscheinen erstmals bei Noisolution. Dort findet der anspruchsvolle Sound zwischen Stoner, Psychedelic und Space eine hervorragende Heimat. Der Name des Himmelskörpers ist auch der Titel der neuen Platte: „Oumuamua“.

Natürlich gibt es eine ordentliche Einstiegshürde, das gehört sich so bei Daily Thompson. „She’s So Cold“ breitet sich über stattliche elfeinhalb Minuten aus und konzentriert sich auf die proggig angehauchte, spacige Seite der Band. Der ellenlange, behutsame Aufbau, Mercedes Lalakakis‘ zunächst behutsamer, dann recht fordernder Gesang, dazu erste forsche Andeutungen rundherum – es wird spektakulär. Wenn Danny Zaremba die Stimme erhebt, setzen schließlich wütende Stoner-Riffs ein, der Track biegt ab. Davon ist in „Sad Frank“ wenig zu hören – frontale Alternative- und Stoner-Präsentation mit feiner psychedelischer Note im Hintergrund, dazu viel Groove und bleierne Schwere ergeben eine kurzweilige, bekömmliche Mischung.

Der zweite Gigant kommt erst später. „Cosmic Cigar (Oumuamua)“ taucht noch tiefer in interstellare Klangwelten ein, wagt mehrere Mini-Explosionen zwischendurch und findet doch immer wieder zu seinem meditativen, an zu schnell abgespielte Earth erinnernden Grundthema zurück. Der finale Nackenschlag kommt richtig gut. Wer die harte, verschwitzt rockende Seite der Band mag, stürzt sich auf „On My Mind“. Hier spielt das Trio aus Dortmund mit Blues-Rock-Elementen und Wechselgesang, bevor die nächste gewaltige Riffschleife einsetzt und den Song für ein paar Sekunden gekonnt verweht.

Aus dem Nacken der Space-Stoner-Psych-Meister lacht ein gar vergnügter Schalk, täuscht kurz an und ändert seine Richtung mit wachsender Begeisterung. „Oumuamua“ führt abermals verschiedene musikalische Welten zusammen, vielleicht sogar besser als zuvor. Das klassische Stoner-Riff spielt weiterhin eine zentrale, angenehm schroffe Rolle, Blues- und Psych-Variationen finden ebenso ihren Platz. Und doch machen die ellenlangen Space-Prog-Ausritte mehr Spaß denn je, zelebrieren feinstes Kopfkino mit hohem Suchtfaktor. Daily Thompson verglühen keineswegs, sondern ziehen nur mal eben an der Erde vorbei und hinterlassen ihre gewaltigen Spuren in irdischen Sphären. Nächster Besuch dringlich erwartet.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.08.2020
Erhältlich über: Noisolution (Soulfood Music)

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