The Kills – Little Bastards
In bald 20 Jahren Bandgeschichte sammelte sich bei The Kills einiges an Material an, auch jenseits der fünf Studioalben. Gerade in den Anfangsjahren wurden unzählige B-Seiten aufgenommen – kleine Rohdiamanten und verborgene Schätze, die dem Perfektionisten Jamie Hince aufgrund ihrer oftmals recht rohen Ausarbeitung die Sorgenfalten auf die Stirn trieben. Der Rückblick zeigte Hince und Mitstreiterin Alison Mosshart allerdings die eigentliche Schönheit dieser versteckten Perlen. „Little Bastards“ packt nun gleich 20 davon auf eine kurzweilige Compilation.
Benannt wurde die Platte übrigens nach jener Drum Machine, mit denen das Duo einst seine gemeinsame Karriere begann. Entsprechend synthetische und doch organische Klänge sind natürlich in diesen komplett remasterten, nach wie vor einigermaßen rohen Tracks zu hören, ohne störend aufzufallen. „Kiss The Wrong Side“ bemüht sich beispielsweise um laute, schroffe und sperrige Gitarrensounds, um unbequemes Sperrfeuer in der Nebelgranaten-Garage. Als krasses Gegenteil geht „The Search Of Cherry Red“ durch, dessen lautmalerische Reduktion mit gekonntem Zusammentreffen der beiden Stimmen etwas Verruchtes in sich trägt.
Hingegen hätte der Opener „Superpowerless“ durchaus das Zeug zum Hit. Klar, die Drum-Loops wirken etwas unterproduziert, dennoch entfaltet der Song schnell einen unwiderstehlichen Drive, mächtiger Refrain inklusive. Etwas bekannter ist sicherlich „Love Is A Deserter“ – ein Track der legendären „No Wow“-Platte, allerdings hier in einer Radio-Session vorliegen. Mindestens so schweißtreibend, wenngleich auf komplett andere Weise, ist das „I Put A Spell On You“-Cover. Eine gewisse Jenseitigkeit entfremdet die ohnehin bereits vogelwilde Vorlage durch maschinelles Rattern. „I Call It Art“, im Original von Serge Gainsbourg, wirkt hingegen jazzig und trippy. Das nervöse „Half Of Us“ lässt hingegen den Pulsschlag nach oben schnellen, während das wilde, überdrehte „Sugar Baby“ zwischen Noise und Gaze am Ende der Compilation alles auf Anfang stellt.
„Little Bastards“ zeigt The Kills von einer etwas anderen und dennoch vertrauten Seite. Zu jeder Zeit lässt sich eindeutig sagen, wer hier gerade zu hören, und trotzdem weht ein frischer Wind durch die Lande. Etwas weniger Perfektionismus, mehr Bauchentscheidungen und kleine, überraschende Kunstkniffe schmücken den ohnehin eindrucksvollen Katalog des Duos aus. Und das bei gleich 65 Minuten Spielzeit – nicht nur für Fans ein Pflichtkauf und mindestens so unterhaltsam wie reguläre Kills-Platten.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 11.12.2020
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
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