The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die – Illusory Walls

The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die
(c) Adam Peditto

Ein großartiger Bandname alleine ist noch kein Garant für großartige Musik. Das wissen auch The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die, die wortreich auffallen, dahinter mit kompositorischer Cleverness auftrumpfen. Für den Nachfolger von „Always Foreign“ hatte das Quintett aus Willimantic im US-Bundesstaat Connecticut ausnahmsweise mehr als genug Zeit, schrieb und nahm distanziert an zwei Orten über ein Jahr verteilt auf. Das bekommt dem anspruchsvollen Sound – Indie, Post Rock, Emo und Art-Anleihen kollidieren mit bis zu drei verschiedenen Stimmen – richtig gut. Inspiration fand „Illusory Walls“ im modernen Action-RPG-Klassiker „Dark Souls“. Eine reine Videospiel-Platte sollte man deswegen aber keinesfalls erwarten.

Das stehte Hin- und Herwogen dieser Platte äußert sich hervorragend in „Invading The World Of The Guilty As A Spirit Of Vengeance“. Stimmlich spielen sich vor allem David Bello und Katie Dvorak die Bälle zu, dahinter baut sich ein apokalyptisch-eingängiges Arrangement auf, das sich zunächst entsprechenden Kategorisierungen verschließt. Nach und nach macht der Korridor zu, selbst für moderne Prog-Wucht bleibt Platz. Davor lauert mit „Queen Sophie For President“ ein lupenreiner Post-Emo-Track, tanzbar, leicht traurig und irgendwie nervös, aber auch ultra-eingängig. Das selbstzerstörerisch angehauchte „Your Brain Is A Rubbermaid“ und das mit Stakkato-Passagen sowie einzelnen Shouts kolliderende „We Saw Birds Through The Hole In The Ceiling“ bringen das Chaos ins Rock-Radio.

Besondere Aufmerksamkeit gebührt allerdings den letzten beiden Kapiteln, die zusammen die Hälfte des 70minütigen Albums in Beschlag nehmen und vor allem für die unglaublichen Post-Rock-Skills der Band stehen. „Infinite Josh“ scheint nach langem Aufbau tatsächlich mehr und mehr in Richtung Unendlichkeit zu gehen. Die immer lauter werdenden Schleifen der letzten sieben Minuten brennen sich ein. Fast noch besser ist „Fewer Afraid“, dessen nahezu meditative, dennoch spannungsgeladene Ruhe ein wenig an Sigur Rós erinnert. Tatsächlich kann das US-Quintett mit den isländischen Legenden mithalten, wenn sich zunächst Streicher nach vorne arbeiten, bevor dicke Gitarren mit den Gesangsharmonien konkurrieren und gemeinsam ein voluminöses Crescendo samt Wurmfortsatz aufbauen.

Im Falle von „Illusory Walls“ von einem monumentalen Album zu sprechen, würde dieser Platte einfach nicht gerecht werden. Tatsächlich erreichen The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die ein komplett neues Level des abgefuckten Wahnsinns, das neben Sigur Rós so unterschiedliche Acts wie Death Cab For Cutie, Crippled Black Phoenix oder Mineral in Erinnerung ruft. Die Art und Weise, wie die US-Band in den letzten Jahren immer weiter wuchs und nun einen möglichen modernen Klassiker ausspuckt, ringt Respekt ab. Direkte Nackenschläge, verspielte Wahnsinnstaten, zwei wunderbar übertriebene Epen und ganz viel Liebe dazwischen steuert konsequent auf Legendenstatus zu. Willkommen in der Königsklasse.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 08.10.2021
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)

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