Pictures – It’s OK

Pictures
(c) Christian Bardenhorst

Von Aha zu Oha: Eine Doku stellte einst Pictures vor. Bandgeschichte und Film sind eng verknüpft. Der Sound dahinter ist ebenfalls richtig sympathisch. „Promise“ und „Hysteria“ positionierten das Quartett als Rock- und Britpop-Urgewalt mit Musik, die herrlich aus der Zeit gefallen und trotzdem felsenfest im Hier und Jetzt verankert scheint. Für den Drittling „It’s OK“ reduzierte man jegliche Kommunikation untereinander auf ein Minimum. Nicht etwa, weil Gewitterwolken aufgezogen waren, sondern weil man sich schnell auf dem richtigen Weg wähnte, weil sich das Album mehr oder minder von selbst ergab.

Die Regler wurden auf ein absolutes Maximum aufgedreht, schon konnte es losgehen: Das eröffnende Trio bestätigt den Eindruck des blinden Verständnisses. Der Titelsong „It’s OK“ bringt das Geschehen in der Würze der Kürze auf den Punkt, wirkt scharfkantig. Es brodelt mit Garagen-Flair, und doch ist dies bestenfalls der Aufgalopp. „Repeater“ findet schnell zu einem hymnischen Refrain, der das Spannungsverhältnis zwischen Indie und Alternative verinnerlicht hat und nebenher lässige Melodien abwirft. Hingegen umgarnt „Rockets“ eine gewisse Sehnsucht, fast schon so etwas wie Melancholie. Der laute Midtempo-Drive, von der wuchtigen Rhythmusabteilung geschickt angetrieben, bleibt hängen, ebenso der nächste überlebensgroße Hauptteil.

Pictures rocken aber nicht nur im klassischen Drei- bis Vier-Minuten-Format prima, ab und an gehen die sprichwörtlichen Pferde mit ihnen durch. „Mobile“ nimmt sich doppelt so viel Zeit für seine guten Ideen, die treibenden, dreckigen Black Rebel Motorcycle Club-Rock mit ätherischem Psych-Exkurs paaren. Das verwegene und doch packende Ergebnis spricht für sich. „Secret And The Lost Empathy“ klingt in manchen Momenten herrlich britisch und großspurig, erinnert an die Britpop-Anwandlungen des Debüts, und ist doch irgendwie putzig, schräg. Dem lautmalerischen, druckvollen „Who Took The Soul“ tritt hingegen der Rock’n’Roll-Schweiß aus allen Poren. Klingt befremdlich, macht aber Laune.

In diesen 41 kurzweiligen, packenden Minuten machen Pictures alles richtig und spielen sich hörbar frei. Kein Wunder, dass man nicht viel zu besprechen hatte, denn „It’s OK“ ist ein Biest von einem Album geworden. Wo die ersten beiden Platten bereits unterhaltsam waren, wagt sich der Drittling noch weiter hinaus, klingt insgesamt eine Spur wilder und druckvoller. Und doch bleibt das Geschehen eingängig, hymnisch, mitreißend, richtig schön fieberhaft. Das Quartett setzt tatsächlich noch einen drauf und ist endgültig ganz oben angekommen. Wie sich das gehört.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 28.01.2022
Erhältlich über: Clouds Hill / ADA (Warner Music)

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