Slut – Are We Bored My Dear

Slut
(c) Gerald von Foris

Was war das für ein furioses Studio-Comeback! Im Juni 2021 meldeten sich Slut nach viel zu langer Zeit mit „Talks Of Paradise“ zurück und beschritten neue Pfade, ohne sich komplett von den Wurzeln abzuwenden. Mehr Elektronik und kunstvolle Art-Einschübe sorgten für einen in dieser Form unerwarteten Leckerbissen. Wenn es im Mai und Juni endlich wieder auf die Bühne gibt, dann haben die Bayern eine limitierte EP am Start, die (neben der allgemein erhältlichen digitalen Ausgabe) als Vinyl nur bei ihren Konzerten verkauft wird. „Are We Bored My Dear“ vereint vier weitere Exkurse der jüngsten Studio-Session.

Der eröffnende Titelsong kniet sich tiefer denn je in Electro-Pop-Gefilde hinein, klingt dabei aber trotzdem typisch nach Slut. Die dezent eingesetzten Gitarren, die mit fortlaufender Spieldauer immer weiter hinter den Synthesizer verschwinden, schaffen die nötige Basis, rundherum entsteht ein flottes, gefälliges Stück Musik mit kleinen Widerhäkchen und einer packenden Melodie. „Demons“ geht in bester Indie-Manier nach vorne, bringt das beste alter und neuer Welten mit einem gewissen Augenzwinkern zusammen. Was passiert, passiert nun mal, so die Feststellung des Quartetts in dieser kleinen Perle.

Ursprünglich bestand „Dreamy Boy“ aus allerlei Samples und Synthesizern, die schließlich mit richtigen Instrumenten nachgespielt wurden. Dreamy ist der Track allemal, zugleich vorwitzig und cute, wie ein Anajo-Pop-Entwurf, dessen Texturen ganz dick in den Arm nehmen und sich über alles freuen. Hingegen entstand „Fake No More“ in Athen, Rom und München – eine Collage aus Fragmenten und Momentaufnahmen, die sich erst jetzt finden konnten. Das hört man dem Finale allerdings nicht an, die dezenten Stateless-Vibes fügen sich hervorragend ins Gesamtbild ein.

Die vier Songs auf „Are We Bored My Dear“ passen prima zum aktuellen Album, stehen in dieser Zusammenstellung aber deutlich besser da. Ob man hier alleine schon aufgrund der Qualität von Outtakes sprechen möchte, ist fraglich – vielleicht sind es einfach nur Nummern, die nicht zum finalen Werk passten. Die Querverweise zu „Talks Of Paradise“ sind da, zugleich steht diese sympathische EP fest auf eigenen Beinen. Insgesamt noch eine Spur elektronischere und poppigere Slut zeigen sich von ihrer besten Seite.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.05.2022
Erhältlich über: Lookbook (Cargo Records)

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