Emily Breeze – Rapture

Emily Breeze
(c) Jesse Wild

Age is just a number – davon singt Emily Breeze mehrere Lieder. Typen aus der Musikindustrie erklärten ihr, sie müsse ihr wahres Alter (der große 4er steht nun vorne, betont die Künstlerin) vor Presse und Publikum verstecken. Stattdessen geht die Britin ihren eigenen Weg, bemüht sich um Ehrlichkeit, nimmt aber ebenso kosmologische Themen und absurde Ideen mit. „Rapture“ denkt zudem Pop- und Rock-Ansätze auf kunstvolle Weise weiter und bietet einer spannenden Musikerin eine überaus vielschichtige Bühne.

Das eröffnende „Ordinary Life“ spielt mit locker angeschlagenen Gitarren, wunderbar blubbernden Melodien und geschickt eingesetzten Spoken-Word-Passagen, welche die narrativen Fäden gekonnt zusammenhalten. Apropos Fäden: In „Part Of Me“ kommt Breezes Hang zum Absurden durch, wenn sie sich durch ein alternatives Universum denkt. Elvis, Prinzessin Diana und andere Ikonen leben noch, bloß hinter alltäglichen Banalitäten versteckt. Das abgehangene, bewusst minimalistische Arrangement überrascht mit Singer/Songwriter-Tönen, gleitet betont gemächlich voran und nimmt sich viel Platz für spannende Gedankenspiele.

Hingegen verbirgt sich einiges an Charme und Augenzwinkern hinter „Chelsea Satanist“. Die ruhige, gemächliche Fassade bröckelt ein wenig und offenbart mutige Eigenwilligkeiten. „Confessions Of An Ageing Party Girl“ geht bewusst offensiv mit dem Thema des Alterns um, funkelt herrlich und zieht auf die Tanzfläche. Hingegen stellt sich „The Bell“ breitbeinig auf und geht als forscher, frontaler, kurzweiliger Rocker mit wunderbar dreckigen, beißenden Undertönen durch. Auch „Hey Kidz“ offenbart dezente Indie-Vibes, die den zunächst recht braven Song immer wieder zerlegen.

Anstatt auf dämliche Rätschlage zu hören, behauptet sich Emily Breeze souverän und selbstbewusst mit einem Album, das seine volle Strahlkraft auf Raten entfaltet. Die kauzige und durchaus eingängige Eigentümlichkeit von „Rapture“ kommt im besten Sinne überraschend und unerwartet, verstört und umgarnt mit wachsender Begeisterung. Nach und nach zeigt sich ein roter Faden, der vielschichtige Ideen zusammenhält. Zwingende Rocker, verspielte Tanznummern, kunstvoller Pop, anspruchsvolle Experimente und klassische Songwriter-Tracks zeichnen das schemenhafte Bild einer hochgradig interessanten Künstlerin, die noch lange nicht alles gesagt hat – ein weiterer wunderbarer Einblick in die Klangwelten von Emily Breeze.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.02.2023
Erhältlich über: Sugar Shack Records

Emily Breeze @ Facebook
„Rapture“ @ Amazon kaufen