Bikini Beach – Cursed

Bikini Beach
(c) Basil Koller

Ein Album der Gegensätze wollten sie aufnehmen, voller Widersprüche und neuer Finsternis. Bikini Beach beobachten die globalen und gesellschaftlichen Entwicklungen überaus nachdenklich und frustiert. Das hört man dem deutsch-schweizerischen Trio, das rund um den Bodensee wohnt, mehr denn je an. Überwiegend in Eigenregie produziert und von Ärzte-Bassist Rod Gonzalez abgemischt, geht „Cursed“ in eine deutlich düsterere, noisigere Richtung, ringt mit persönlichen Problemen und der steten Überforderung durch all das, was ringsum passiert. Dass diese 13 Songs dennoch verdammt souverän und intensiv rüberkommen, passt ins Bild.

Wenn sich der Titelsong nach einem kurzen Intro verbeißt und mit geradezu erdrückender Schwere alles zerlegt, zucken die Augenbrauen automatisch nach oben. So grantig und finster hörte man Bikini Beach bislang selten, wenngleich ihnen dieser etwas andere Ritt durch die Garage bestens zu Gesicht steht. Das gilt auch für Songs wie „Liar Liar“, die vergleichsweise vertraut rüberkommen und doch voller Grant und Gram sind. Die Mundwinkel fallen nach unten, während zentnerschwere Riffs mit feinsten Hooks kollidieren. In „Introvert“ ist es eine retro-rockige Explosivität, die immer wieder kurz aufflammt und direkt im Ohr bleibt.

Jeder dieser Tracks bleibt für sich hängen, wenngleich auf andere Art. Bikini Beach haben ihre Lust auf Psych natürlich nicht abgelegt, siehe und höre „Blue“. Die laszive Schwere kommt gut, das fuzzige Drönen in verwaschener Unwirklichkeit bleibt hängen. „Cursed Century“ reduziert sogar komplett und schwebt auf fluffigen Wölkchen dem unvermeidbaren Untergang entgegen. Insomnia und Hooks finden auf kuriose Weise zusammen. Zu brav? „Family“ dreht komplett ab, dringt sogar in Noise-Punk-Bereiche vor und haut einfach mal komplett auf die Kacke, immer und immer wieder. Das ist mindestens so stark wie der klassische Rocker „Beg For Mercy“, der im Vorbeigehen die Garage zerlegt.

Bikini Beach passen sich ihrer Umgebung an und langen deutlich beherzter zu. Garage, Fuzz und Psych spielen natürlich weiterhin eine wichtige Rolle, wurden bislang bloß nicht derart brutal und unbequem serviert. Noise und sogar Punk mischen auf „Cursed“ mit und bereichern den musikalischen Mix ungemein. Zudem verzichtet das Trio auf falsche Zurückhaltung, geht offen mit dem Selbst und der immer unwirtlicher werdenden Umwelt um, und packt das in eine kurze, aber intensive Platte, die sich mit wachsender Begeisterung auskotzt. Auch mit dieser neuen, drastischen Facette räumen Bikini Beach beherzt ab.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.02.2025
Erhältlich über: La Pochette Surprise Records (Membran)

Website: fuzzmehard.com
Facebook: www.facebook.com/BikiniBeachofficial