Press Club – To All The Ones That I Love

Australien und kantiger Punk, das passt einfach – Amyl And The Sniffers wissen das nur zu gut. Doch auch Press Club befinden sich auf dem aufsteigenden Ast. Das Quartett aus Melbourne um Sängerin Natalie Foster tourte fleißig durch die Heimat, aber auch Europa und Großbritannien, bemühte sich zudem mehr und mehr um einen breiter aufgestellten Sound. Exakt diese Mission wird nun mit ordentlich Nachdruck erfüllt: „To All The Ones That I Love“ hat keinesfalls vor, die wütenden Wurzeln zu ignorieren, und traut sich doch im besten und angenehmsten Sinne so viel mehr.
Eine Abkehr von vertrauten Klängen bedeutet das keinesfalls, siehe und höre das kantige „No Pressure“, das mit dezenten Post-Punk-Untertönen und einer fieberhaften Foster gleich mal mächtig auf die Pauke haut, nur um mit der einen oder anderen Melodie zu verzaubern. „Wilt“ verschiebt den Fokus mehr und mehr in Richtung Rock, von einem Hauch verwaschener Romantik begleitet. Dieser unwirkliche und doch so herzhafte Ansatz bezieht seine Kraft aus den 80ern und verschiebt mehr und mehr in die Moderne – eine knackige, herzhafte Hymne samt kleinem Solo, das Fosters Stimmbänder regelrecht erzittern lässt.
In weiterer Folge entwickelt sich das Album zu einem kleinen Siegeszug der gewachsenen Songwriter – wenig überraschend zählen Wachstum und Veränderung zu den Kernthemen des neuesten Streichs. Im Titelsong „To All The Ones That I Love“ explodiert der Alternative-Ansatz in eine Fülle an Hooks und Spuren, während „Desolation“ fast schon mit New Romanticism anbandelt und von warmherziger Dichte umgarnt wird. Die kantige Abrissbirne „Tightrope“ bleibt natürlich wunderbar punkig und öffnet sich doch weiter in Richtung Eingängigkeit. Fast möchte man von Pop sprechen, während „Champagne & Nikes“ den Faden weiterspinnt, wiederholt durch die Decke geht und doch so fest im Ohr bleibt.
Ob man Press Club nun als andere Band bezeichnen möchte … vielleicht ist das etwas weit hergeholt. Dennoch weiß diese angenehm eindrückliche und nachdrückliche Veränderung absolut zu unterhalten. „To All The Ones That I Love“ ist gewiss kein krasser Stilbruch geworden, wohl aber eine richtige und wichtige Evolution, mit der die Australier*innen gekonnt und konzentriert wachsen können. Punk wandert etwas in den Post-Bereich, ohne sämtliche Zelte vollends abzureißen, die 80er Jahre werden immer wichtiger, zudem schwingen Pop- und Alternative-Hooks angenehm mit. Dank verdammt starkem Songwriting findet obendrein alles organisch und harmonisch zusammen – ein prächtiger Impuls für dieses Quartett, das nun endgültig nach Großem strebt.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: Press Club (Cargo Records)
Website: pressclubmusic.com
Facebook: www.facebook.com/pressclubmusic