Bush – I Beat Loneliness

Bush
(c) Joseph Llanes

Die produktive Hochphase von Bush setzt sich fort. Seit dem Quasi-Comeback „The Sea Of Memories“ 2011 nach zehnjähriger Albumpause erschienen vier weitere Platten sowie eine Werkschau. Gavin Rossdale hatte während der Tour zum 30er bereits eine ordentliche Portion neue Songs geschrieben, die nun auf dem inzwischen zehnten Studioalbum landen. „I Beat Loneliness“ setzt auf die nunmehr vertraute, tried and tested Mischung aus Alternative Rock und (Post-)Grunge, dieses Mal von Texten über den Umgang mit dem eigenen Selbst, mit emotionalem Ballast und einer zerrissenen Welt durchzogen.

Der Titelsong an zweiter Stelle hätte auch Ende der 90er prima funktioniert und hat doch rein gar nichts mit Stillstand zu tun. Nicht zum letzten Mal hält etwas Synthetik Einzug, dieses Mal als Strings aus der Dose. Rund um diese dramaturgische Leitidee setzt „I Beat Loneliness“ auf dicken Rock mit düsterem Unterton, bevor sich der Chorus direkt im Ohr festbeißt. Das kurze, aber heftige „60 Ways To Forget People“ täuscht mit seinen düsteren, reduzierten Strophen ein wenig und schüttelt eines der härtesten Riffs des gesamten Albums aus dem Ärmel. Beißende Heavyness kollidiert mit einer feinen Hook – es kann manchmal so einfach sein.

Etwas kniffliger wird es hingegen in der insgesamt ruhigeren zweiten Hälfte. „We Are Of This Earth“ spielt mit Reue und Schuld, lässt Gesang und Gitarre zwischen Hall und Drum-Computer auftreten – fast einen Hauch zu kitschig, dennoch spannend. Auch „Everyone Is Broken“ mutet erst kitschig an, beweist jedoch Herz – und wird vom nachdenklichen, eine Spur zu langen „Don’t Be Afraid“ im Anschluss relativiert. Starke Tracks rundherum komplettieren das Bild schnell – wie „I Am Here To Save Your Life“ mit seinem spitzen, abgehangen Riff, der drückende Opener „Scars“ und den beiden experimentellen, vertrackten Rockern „Footsteps In The Sand“ und „The Land Of Milk And Honey“.

Ob die ruhigen, nachdenklichen Nummern so dicht aufeinander folgen sollten, sei dahingestellt, doch macht „I Beat Loneliness“ in seiner Gesamtheit richtig viel Laune. Gavin Rossdale singt auch als Endfünfziger immer noch verdammt stark, die Tracks unterhalten und die Texte gehen mitten ins Herz. Natürlich haben Bush inzwischen eine gewisse Formel gefunden, das lässt sich nicht von der Hand weisen, doch sorgen kleine, feine Details – organisch eingebaute Elektronik, String-Anleihen, poppiger Minimalismus und bratende, fast metallische Schwere – für das nötige Salz in der Suppe. Auch das zehnte Studioalbum fügt sich nahtlos in den starken Katalog des Quartetts ein und trifft mit Anlauf mitten ins Post-Grunge-Herz.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.07.2025
Erhältlich über: earMUSIC (Edel)

Website: bushofficial.com
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