Rival Consoles – Landscape From Memory

Rival Consoles
(c) Eva Vermandel

Ob als Solomusiker, Remixer oder Soundtrack-Produzent: Rival Consoles ist der Go-To für smarte, gerne mal understatete und doch stets gefühlvolle Electroklänge. Der Enddreißiger aus Leicester hat ein frustrierendes, unerwartetes Jahr der musikalischen Pause hinter sich, kehrt nun jedoch mit vollem Elan zurück hinter die Regler. Neben seinem Score für das Action-Adventure-Game „MindsEye“ blieb Zeit, das erste Artist-Album seit drei Jahren hinzulegen, beruhend auf diversen Releases der jüngeren Vergangenheit sowie frischem Material. „Landscape From Memory“ sammelt verschiedene Eindrücke von (kreativen) Reise und gibt diese meist euphorisch zurück.

Diese Hochstimmung ist im besten Sinne ansteckend, selbst wenn es mal etwas lauter und schroffer wird. „Jupiter“ liebt sein schräges, kauziges Leitmotiv und versieht dieses mit einem knackigen wie legeren Beat sowie Xylophon-artigen Klängen – ein herrlich ungewöhnliches Konstrukt, zugleich auf mitreißende bis fieberhafte Weise tanzbar. Hingegen nimmt „2 Forms“ binnen Sekunden jegliche Form von Brisanz heraus, lässt seine Synthis blubbern, sieht ihnen zu, wie sie sich selbst zerlegen und speist ein ungeschliffenes Störsignal ein. Unterschiedliche Lebensformen tauchen am Radar auf und schüren einen nicht näher definierten Konflikt.

Und doch ist an dieser Platte rein gar nichts streitbar. Die Art und Weise, wie sich „Catherine“ ergibt, aus losen Ideen und Handlungssträngen so etwas wie einen Song formt, anschwillt, nervös um Fassung ringt und schließlich blendende Katharsis bietet, ist großes Kino. Hingegen fällt „Known Shape“ erstaunlich beatesk aus, bewusstes Understatement hin und her. Was in anderen Händen zum wilden Drum’n’Bass-Monstrum geworden wäre, macht hier Platz für eine clubtaugliche und doch vorsichtige Melodie, Zäsuren und Zwischentöne nehmen das Heft in die Hand. Hingegen baut sich der abschließende Titeltrack andersrum auf, brandet erst fieberhaft auf, samt Chicane-Einschlag, und flaut letztlich zart ab.

Wenig überraschend passiert hier Großartiges, von der ersten bis zur letzten Sekunde. „Landscape From Memory“ befindet sich im konstanten Fluss, wiewohl es selbigen mit wachsender Begeisterung zu stören versucht. Zahlreiche Kunstgriffe und kleine Wendungen begleiten ein leidenschaftliches Album, das natürlich mit bestens bekannten ruhigen, introvertierten Tönen punktet, doch stets im richtigen Moment aus sich herausgeht, imaginäre Schleusen öffnet und Erstaunliches aus dem Ärmel schüttelt. Die Landschaften können bezaubernd und versöhnlich ausfallen, schroff und abweisend, manchmal sogar nicht von dieser Welt. Und doch finden sie immer wieder zum magischen Nenner zurück, zur Faszination Rival Consoles und einzigartigem elektronischen Worldbuilding.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.07.2025
Erhältlich über: Erased Tapes Records (Indigo)

Website: www.rivalconsoles.net
Facebook: www.facebook.com/rivalconsoles