Stereophonics – Keep Calm And Carry On

Im November 2008 wagten Stereophonics einen Rückblick auf die letzten bzw. ersten zehn Jahre ihrer Karriere. Beeindruckend, wie viele Hits sich bei den Walisern in so kurzer Zeit angehäuft hatten. Anstatt nun unbeeindruckt und stoisch seinen Weg fortzusetzen, verordnete Kelly Jones seiner Band eine Frischzellenkur. Das Ergebnis „Keep Calm And Carry On“ überrascht, tut sich allerdings auch nicht gerade leicht.

Setzt bei „She’s Alright“ tatsächlich ein einem Drumcomputer ähnelndem Rhythmus ein? Brüllt Kelly Jones tatsächlich über ZZ Top-Squeals mit Electric Six-Bass? Klingt komisch, ist aber so. Das überaus elektronsiche „Beerbottle“ dürfte allerdings für größere Verwunderung sorgen. Owl City, anybody? Natürlich gibt es aber weiterhin relativ typische Stereophonics-Tracks. Die erste Single „Innocent“ wirkt zwar insgesamt etwas entschlackter, kommt aber schnell auf den Punkt mit einem sonnigen Refrain Marke Feeder.

Die geheimen Hits verstecken sich dieses Mal in der zweiten Albumhälfte. „100MPH“ punktet mit altbekannter Melancholie und sinniert über die hohe Geschwindigkeit des modernen Lebens. Wo bloß der Mensch bleibt? In der Ballade „Could You Be The One?“, die freundlich Snow Patrol zuwinkt. Ungewöhnliches Ding. Dann doch eher „Stuck In A Rut“ mit unterschwelligem Funk, oder das hochtrabende „Uppercut“ mit seiner hypnotischen Melodie.

Überhaupt scheinen die Stereophonics auf „Keep Calm And Carry On“ verstärkt auf reduzierte Arrangements und prägnante, klar hervorgearbeitete Melodien zu setzen. Ohne Umwege müssen sie direkt zupacken, müssen sich binnen Sekunden in die Großhirnrinde einprägen. Klar, so poppig waren die Waliser noch nie. Und so recht wollen ihnen Drumcomputer und Electro-Gehversuche nicht stehen.

Mag man die neue Platte also? Schwierige Frage, denn der Bruch mit lang gehegten und gepflegten Hörgewohnheiten ist etappenweise erstaunlich krass ausgefallen. Dennoch gibt es Material für alte Fans, Segmente für das Radiopublikum und sogar (post-)moderne Experimente. „Keep Calm And Carry On“ ist schlicht und ergreifend anders, ungewohnt und vielleicht gerade deswegen reizvoll. Viel interessanter wird allerdings sein, wie die Stereophonics gen Zukunft schreiten werden. Sky’s the limit.

VÖ: 26.02.2010
Mercury Records (Universal Music)
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