Stereophonics – Make ‚Em Laugh, Make ‚Em Cry, Make ‚Em Wait

Die walisische Maschine läuft weiter und weiter und weiter. In ihrer Heimat zählen die Stereophonics weiterhin zu den größten Bands und konnten kürzlich ihr neuntes Nummer-Eins-Album feiern, von ausverkauften Hallen ganz zu schweigen. Und doch sollte es auf der neuesten Platte, ihrem bereits 13. Studiowerk, etwas anders zur Sache gehen. Kelly Jones und Konsorten wollten sich von jeglichem Ballast befreien und auf das Wesentliche konzentrieren, betont vielfältig aufgestellt und doch nach Möglichkeit ohne unnötiges Beiwerk. „Make ‚Em Laugh, Make ‚Em Cry, Make ‚Em Wait“, der erneute Chartstürmer aus UK, rattert in gerade einmal einer halben Stunde durch.
Eine Punkplatte ist es aber keinesfalls geworden, schließlich geht es um die Stereophonics. Ihren längsten Song packen sie gleich zu Beginn aus, das mächtige „Make It On Your Own“. In sich ruhend und doch getrieben angelegt, spielt der Track gekonnte Midtempo-Energie aus, von Streichern begleitet und doch nie kitschig – eine vertraute Qualität, auf die mit „There’s Always Gonna Be Something“ etwas Hoffnung folgt. Es geht um die innere Unruhe, passend zu bewegten Zeiten, gefährlich und unvorhersehbar. Poppiger Charme ringt um Akzeptanz und kämpft mit dem Status Quo, sucht nach dem richtigen Weg nach vorne.
Richtig flott und kantig wird es nur selten, beispielsweise im beißenden „Eyes Too Big For My Belly“, dessen Southern-Rock-Untertöne eine willkommene Überraschung darstellen und Kelly Jones richtig gut zu Gesicht stehen. Die erstaunlich giftige, abgehangene Präsentation macht Laune. „Backroom Boys“ entwickelt sich gleich in Richtung Country-Anwandlungen weiter und spielt doch mit vertrautem Stereophonics-Understatement – ein einfacher wie unterhaltsamer Kunstgriff. Den beherrscht auch „Seems Like You Don’t Know Me“, gemächlich und gefühlvoll vorgetragenen, bis zum Crescendo. Ja, hier nähert man sich der obligatorischen Kitschfalle, schneidert jedoch einen Ohrwurm daraus.
Wenig überraschend klingen Stereophonics weiterhin nach Stereophonics, bloß mit etwas Finetuning. Das Herz für Schmelz und erweichende Melodien bleibt erhalten, dieses Mal jedoch direkter und um Welten knackiger vorgetragen. „Make ‚Em Laugh, Make ‚Em Cry, Make ‚Em Wait“ tut letztlich exakt das, was der Titel sagt – vorwitziger Charme, große Emotionen, aber auch der eine oder andere gemächliche Aufbau tummeln sich in einer halben Stunde und decken so ziemlich alle Karrierephasen der Waliser ab, von ein wenig Country- und Southern-Rock-Drive begleitet. Bleibt alles anders und doch wie gehabt – es kann manchmal so einfach und unterhaltsam sein.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: EMI Records (Universal Music)
Website: www.stereophonics.com
Facebook: www.facebook.com/stereophonics
