Pabst – Chlorine

Pabst

Sechs Fäuste, kein Halleluja: Pabst sind alles andere als heilig und zerlegen stattdessen rockige Jugenderinnerungen mit ranzigen Noise-Salven. Ihr direkt aus der Garage geklauter Sound schreit förmlich nach Sub Pop und internationalem Format. Erst vor zwei Jahren erschien die Debüt-EP des Berliner Trios, nun folgt bereits ein erstes Album. „Chlorine“ erinnert tatsächlich an die Ups and Downs eines Sommers im Freibad – unschön und doch verklärt im besten Sinne.

Während dieser 35 Minuten gehen Pabst mit wachsender Begeisterung dorthin, wo es weh tut, und legen gleich mehrere Finger in die Wunde. Entsprechend eingängig und doch widerborstig gestalten sich weite Teile dieses Albums, darunter auch der Opener „Vagabondage“. Die Single-Auskopplung legt nach einem kurzen Intro mit schroffen Dissonanzen und durch den Fleischwolf gedrehten Vocals los. Klar, das geht an die Substanz, doch diese entfernt an Death From Above erinnernde Attacke auf den guten Geschmack brennt sich binnen kürzester Zeit im Kleinhirn ein.

Ähnlich unangenehm und doch bekömmlich gestaltet sich auch der Rest der Platte. „Cheapskate“ philosophiert über ein fluffiges Garage-Riff, groovt zunächst ein wenig und packt schließlich vereinzelte Gitarren-Salven aus. In „Shits“ geben sich Pabst musikalischer Anti-Haltung hin. Der Non-Groove kommt mindestens so gut wie die spät einsetzende Riffwand. In „Summer Never Came“ steckt eine ordentliche Portion Melancholie, verpackt in süßliche Untertöne und geradezu martialische Kratzbürstigkeit. Darf man das gut finden? Man muss sogar – siehe und höre auch der unverschämt eingängige Ohrwurm „Shake The Disease“ oder das muskulöse, fette „Waterslide“.

Natürlich lassen sich Pabst bitten – ganz gehörig sogar -, doch hinter dieser angetäuschten Gemächlichkeit steckt richtig clevere Methode. Ein Strauß unbequemer und doch durchaus mitsingtauglicher Songs platziert sich genüsslich zwischen aufgewärmten Jugenderinnerungen und laxem Hipster-Habitus. „Chlorine“ macht sich einen Haufen Freunde durch seine abweisende Unverbindlichkeit und nimmt zugleich den erwarteten, verdienten Durchbruch vorweg. Hier braut sich sehr, sehr Großes zusammen.

Pabst - Chlorine

Chlorine
VÖ: 13.07.2018
Crazysane Records (Broken Silence)

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