Ikaria – Repair My History
In Hamburg fängt alles an, so will es einem die Indie-Welt suggerieren. Zumindest scheint die Hansestadt Zentrum musikalisch kreativen Denkens zu sein. Die Mitglieder von Ikaria sind über ganz Deutschland verstreut, proben aber in Hamburg. Ihre erste EP „Fiber“ ist keine 14 Monate alt, schon steht ihr durchaus spektakuläres, charmant verhaltenes Debütalbum „Repair My History“ in den Läden, das zwischen Post Rock und Indie Pop Wellen schlägt.
Die eröffnende Single „Ease“ begeistert, speziell weil erwähnte Genre-Fusion hervorragend klappt. Beinahe tanzbar und doch so minimalistisch wirkt das Arrangement, getragen von maschinell wirkenden Drums. Faszinierende, dennoch komplexe Melodien treffen auf sehnsüchtigen, anbetungswürdigen, gefühlsbetonten, distanzierten Gesang. Aber: es wird noch besser. „To Give“ baut darauf auf, übt sich in leicht schrägem, mehrstimmigem Gesang und erzählt mit Nachdruck.
Immer wieder taucht der Name Radiohead in Gedanken auf, speziell bei „Tenable Situation“. „I need a break“ hallt es wütend durch Raum und Zeit, „In Rainbows“-Rhythmik“ tänzelt geschickt um schroffe Basslandschaften. Diese finden sich auch wieder im kathartischen „Non-Intrusive“, mit achteinhalb Minuten unumstrittener Gipfel dieser Platte. In bester Mogwai-Manier bauen Ikaria behutsam Stück für Stück ihre monströsen Klanglandschaften auf, explodieren auf dem Höhepunkt mit verzerrten Gitarren und schmerzhaft eindringlichen Vocals, nur um binnen Sekundenbruchteilen wieder zu implodieren.
Aber auch gegen Ende bleibt es spannend. „Marks“ hat etappenweise beinahe etwas von einem Popsong, auch wenn die Rhythmusabteilung mit Nachdruck deutlich dagegen steuert. Aber halt, eigentlich ist der eingängige Schlusspunkt „Sequel“ beinahe radiotauglich, reinigt mit seinen angezuckerten Gitarrenbergen und dezenten Sigur-Rós-Referenzen die Seele. Eine Fortsetzung von „Repair My History“ wäre auf jeden Fall wünschenswert. Ikaria liefern auf ihrem Debütalbum eine von vorne bis hinten runde Leistung ab. Ein Highlight jagt das nächste, Melodien und Rhythmus treffen ins Schwarze, die Vocals legen sich wie Morgentau auf eine Frühlingswiese. Großes Kino.
VÖ: 24.04.2009
Cobretti Records (Broken Silence)
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