KIM? – Allez! Allez! Allez!
24.12.2001, irgendwo in Bochum: Benny von Schaumschlag und Trip Tom betrinken sich heftigst, gründen mit Kind im Magen? ihre persönliche Deutschpunk-Version. Mit Bugx wurde längst ein Gitarrist an Bord geholt, Hitpack-Sampler wurden erobert, der Name auf KIM? verkürzt. Nach einem unfreiwilligen Labelwechsel – GUN hat die finanzielle Biege gemacht – erscheint das Album „Allez! Allez! Allez“ nun mit Major-Unterstützung.
Das eröffnende „Allez!“ ist ein Statement, zeigt sich als glänzender Opener. „Allez, ein neuer Tag bricht an“ – KIM? atmen schwer und stürzen sich in 40 Minuten angepunkte Action. Dabei stehen die drei Bochumer längst nicht nur auf die Hosen oder Green Day, sondern auch hörbar auf die Foo Fighters und ähnliche Alt-Rock-Konsorten. In dieses Bild passt auch die erste Single „Wolfsherz“, natürlich inklusive blanken Hintern und gestohlenen Bierlastern – druckvoll vorgetragen, etwas räudig, dabei höchst eingängig. Dazwischen steht „Meine Antwort“, ein echtes Powerhouse mit mehrfach explodierendem Refrain – DAS ist eine Gitarrenwand.
Reine Punktracks findet man nur bedingt. Das knapp zweiminütige „Nein! Nein! Nein!“ passt unter Umständen in diesen Bereich, das kratzbürstige „Scheissegal“ ebenfalls. Viel auffälliger ist das ausgeprägte Gespür der Bochumer für Hooks. „Anna“ nähert sich sogar einem Popsong an, der Refrain lässt sich fantastisch mitbrüllen. „Liebes Lied …!“ lässt sogar klare Gitarren aufmarschieren, arbeitet mit Zuckerguss. Die Ballade „Zusammen sind wir weniger allein“ macht sich – dieses Mal nicht in Videoform – überraschend nackt. Reduzierte Gitarren, kaum Schlagzeug, unverblümte Wortwahl – eine weitere Überraschung.
Was sich vor vier Jahren mit „Stadt der Winde“ bereits angedeutet hat, wird mit „Allez! Allez! Allez!“ nun Realität: KIM? wissen, wie der Deutschpunk-Hase läuft. Wobei, reinen Punk gibt es nicht, dafür genreübergreifenden Rock-Wahnsinn zwischen Serum 114, Die Toten Hosen und den leider dahinscheidenden Muff Potter. Mit Sicherheit keine schlechten Referenzen, sondern Zeugen für ein grundsolides, etappenweise hitverdächtiges Debüt.
14.08.2009
Columbia Records (Sony Music)
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