Lissie – Catching A Tiger

Nach der Debüt-Single „When I’m Alone“ folgt nun kurze Zeit später der erste Longplayer von Lissie Maurus. „Catching A Tiger“ heißt das Werk, das mit jeder Menge Vorschusslorbeeren an den Start geht. Denn während sich die amerikanische Presse vor Lob geradezu überschlägt, muss Lissie hierzulande erst noch zeigen, ob sie mit ihrem Singer/Songwriter Sound die Menschen erreicht. Mit insgesamt 12 Tracks stellt sich die 28-jährige Newcomerin ihrem Publikum vor.

„When I’m Alone“ hat bereits gezeigt, wie Lissie musikalisch einzuordnen ist. Handgemachte Pop-Musik, die Elemente aus Country, Soul, Folk und Blues auf sich vereint. Uptempo-Nummern finden sich auf „Catching A Tiger“ dabei im gleichen Verhältnis wie ruhige Balladen. Mit „Record Collector“ ist ein guter Einstieg gelungen, der Lissies musikalische Leidenschaft und stimmliche Brillanz verkörpert. Ihr Gesang klingt leicht rauchig und ausdrucksstark. Amerikanisch cool und dennoch mit einem feinen Gespür für Gefühle. Nach „When I’m Alone“ rundet „In Sleep“ den nahezu perfekten Einstig in den Longplayer ab. Die mitreißende Uptempo-Nummer geht schnell ins Ohr und begeistert auf Anhieb mit seinem verspielten Arrangement, einer furiosen Gesangsperformance und jeder Menge Freiraum für Instrumente.

Mit „Bully“ folgt anschließend die erste Ballade, die sich allerdings zu sehr über Lyrics und Gesang identifiziert. Musikalisch eher schwere Kost, die mehrere Durchgänge benötigt um in Erinnerung zu bleiben. Auch „Little Lovin’“ tut sich in dieser Hinsicht schwer. Einzig von einer Gitarre und Background-Vocals begleitet, erzählt Lissie ihre Geschichte. Interessant ist die Mischung aus Gospel und Country zweifelsfrei, dennoch fehlt es schlicht an einer eingängigen Melodie. Mit „Loosen The Knot“ und „Stranger“ kommt anschließend wieder mehr Schwung in den Longplayer. Dabei ist „Stranger“ mit seinem gute Laune Charakter, seiner Leichtigkeit und dem fast schon britischen Charme, dem etwas zu ordinären „Loosen The Knot“ ein paar Punkte voraus.

„Everywhere I Go“ ist eine weitere Ballade, die sehr emotional präsentiert wird, aber durch zu viel Melancholie und Dramatik stellenweise sehr gezwungen wirkt. Mit „Cuckoo“ und „Worried About You“ finden sich in der zweiten Hälfte des Albums noch zwei nette Radio-Pop Nummern, die zwar wenig Hitpotenzial bieten, aber doch gut hörbar sind. Mit dem sehr unspektakulären „Looked Away“ und dem Folk-Song „Oh Mississippi“ schließt „Catching A Tiger“ eher enttäuschend. Vor allem das sehr spezielle „Oh Mississippi“ wird seine Liebhaber erst suchen müssen.

„Catching A Tiger“ ist sicherlich kein ganz untypisches Singer/Songwirter Album. Neben ein paar Songs mit Hitpotenzial, finden sich eine Reihe mittelklassiger, aber gut hörbarer Tracks und ein paar eher schwache Nummern, die dem Künstler selbst mehr geben als dem Hörer. Und dennoch ist Lissies Debüt-Album ein sehr liebevolles und leidenschaftliches Werk, das trotz einiger Schwächen eine Empfehlung wert ist. Wer authentische, handgemachte und gesangsstarke Pop-Folk Musik mag, sollte erst recht zugreifen.   

Vö 06.08.2010
Columbia Records (Sony Music)

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