Bored Man Overboard – Rogue

Bored Man Overboard

2010 war das Jahr von Arcade Fire und ihrem großartigen Album „The Suburbs“. Wer nun krampfhaft auf der Suche nach einem Nachfolger ist, sollte Bored Man Overboard eine Chance geben. Das Septett aus Stockholm spielt eine sympathische Indie-Folkrock-Melange mit einem Hauch von akustischer Magie und orchestralem Grandeur. Neugierig geworden? Ihr Debütalbum „Rogue“ fasziniert von der ersten Sekunde an.

Es ist die Schönheit des Moments, die 49 Minuten lang zelebriert wird und Vergleiche mit Arcade Fire, The Cinematic Orchestra, Sea Wolf und The National durchaus rechtfertigen, auch wenn David Khans tiefes, sonores Organ eher an Paul Banks von Interpol erinnert. Bored Man Overboard vermeiden den Zuckerguss und bekämpfen aufkeimende Euphorie mit einer (gelegentlich verschwindend geringen) Portion Melancholie. Dieser Zwiespalt, beispielsweise in „A Wedding Dress“ perfektioniert, gibt ihrer Musik mehrere Dimensionen, lässt sie gar monströse Dimensionen annehmen, strahlt eine schwer in Worte zu fassende Euphorie aus.

Songs wie „There’s No Room In This Evil Heart“ und „Wealth And Cry“ wirken rastlos und verspielt, beinahe hochtrabend und vor Leidenschaft, vor Liebe zur Musik brennend. Ihnen gegenüber steht vor allem „Vanishing Slow“ – fünfeinhalb Minuten Spaziergang im seelischen Abyss mit Editors-Abfahrt und vertontem Weltschmerz. Daneben wirkt „Sinner Song“, dank Verwendung in einem „Dexter“-Trailer“ bestens bekannt, pumpend, treibend, energisch, wild, ausufernd – eben ein echter Hit, der die späte Explosion von „Wine“ mit seiner verschachtelten Mogwai-Rhythmik vorwegnimmt und doch verdrängt.

„Rogue“ ist ein Kunstwerk, ein einzigartiges Debütalbum, von dem man noch lange sprechen wird. Was die sieben Schweden hier zelebrieren, ist Indie-Perfektion, ist gut durchdacht, bewegend, Seelenfutter. Bored Man Overboard kommen aus dem Nirgendwo und haben überzeugende Antworten auf Fragen, die man sich nie zu stellen getraut hat. Man muss das Stockholmer Kollektiv im Auge behalten, hegen und pflegen, bevor sie überlebensgroß werden. Potential dazu ist mehr als nur vorhanden.

VÖ: 21.01.2011
Hazelwood Vinyl Plastics (Rough Trade Distribution)

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