Ladi6 – The Liberation Of…

Ladi6

Während die furchtbaren Bilder des schweren Erdbebens in Christchurch langsam aber sicher aus den Hinterköpfen verschwinden, wird es Zeit für positive Meldungen aus Neuseeland. Personifiziert werden diese durch die 30jährige Soul-Sängerin Ladi6, die unter anderem mit Gil Scott-Heron, Fat Freddy’s Drop und The Black Seeds gearbeitet. Seit kurzem verweilt sie in Berlin, um ihrer Karriere auch in Europa zu einem Kickstart zu verhelfen. Instrument für das Urban-Wunder mit samoanischen Wurzeln ist ihr neues Album „The Liberation Of…“.

Ihren Stil als ‚urban‘ zu bezeichnen, ist tatsächlich nur ein Hilfsmittel, denn Karoline Tamati – so ihr bürgerlicher Name – hält sich musikalisch überall und nirgendwo. Der Opener „Bang Bang“ ist ein bassgetriebenes Monster mit Soul-Elementen und modernem RnB, „98 Til Now“ ein bissiger Rap-Track mit dezenten Querverweisen auf „Ante Up“ (M.O.P., anybody?) und „Goodday“ eine überaus zeitgemäße Auffassung von Electro-geschwängerter Funk-Magie. Irgendwo dazwischen liegt das sympathische „Köln“, das entfernt mit einem weinenden Auge daran erinnert, wie Lauryn Hill klingen könnte, wenn sie denn endlich wieder ihren Arsch hochbekommen würde.

Die Deutschland-Verbindungen bei Ladi6 sind durchaus breit gefächert. Sie residiert aktuell in Berlin, hat eben jenen „Köln“-Song im Gepäck und sich gleich drei Songs auf „The Liberation Of…“ von Blumentopfs DJ Sepalot zusammenbasteln lassen. Merkt man allerdings auch nur, wenn man es weiß, denn „Burn With Me“, „Let It Go“ und die aktuelle Single „Like Water“ fügen sich nicht nur perfekt in das Gesamtbild der Platte ein, sie sind auch absolut hitkompatibel. Gerade „Like Water“ ist eine charmante Soul-Rakete, die ein wenig an Mary J. Blige erinnert und auch einer Joy Denalane verdammt gut zu Gesicht stehen würde.

Überaus sympathisch ist das, was Ladi6 auf „The Liberation Of…“ zu bieten hat. Die Platte wirkt weitestgehend Soul-gesteuert, blickt aber auf intelligente Art und Weise über den Tellerrand und wagt sich in sämtliche urbane Gefilde vor. Sepalots Produktionen sind verdammt professionell, die gelisteten Referenzen als ungefähre Ankerpunkte zu verstehen. Gerade eine Lauryn Hill bekommt in der 30jährigen Neuseeländerin große Konkurrenz, auch eine Ms. Dynamite könnte so klingen, wenn sie denn mal wieder einen Fuß auf den Boden bekommen würde. Starke Platte.

VÖ: 27.05.2011
Eskapaden Musik (Soulfood Music)

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