Devin Townsend Project – Deconstruction / Ghost

Devin Townsend Project

Wenn Devin Townsend loslegt, macht er keine halben Sachen. Seitdem der Kanadier Alkohol und Drogen abgeschworen hat – kurz nach dem Ende von Strapping Young Lad und dem kranken „Ziltoid The Omniscient“-Album – läuft er zur Höchstform auf. Nach den 2009 unter dem Namen ‚Devin Townsend Project‘ erschienenen Werken „Ki“ und „Addicted“, liefert er nun die beiden finalen Kapitel seiner Konzept-Tetralogie gleichzeitig ab. Auf der einen Seite steht das widerborstige, knüppelharte „Deconstruction“, auf der anderen der Ambient-Ausflug „Ghost“.

„Deconstruction“ besticht nicht nur mit den härtesten Klängen seit dem Ende von Strapping Young Lad, sondern auch mit einer ellenlangen Gästeliste. Musiker wie Mikael Åkerfeldt (Opeth), Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan), Joe Duplantier (Gojira), Ihsahn und Tommy Giles Rogers (Between The Buried And Me) geben sich das Mikrophon in die Hand. In punkto Intensität ist das Album second to none, besticht durch geschickt eingeflochte Laut-Leise-Dynamik und pure Bissigkeit, wie beispielsweise der bestialische, sympathisch kaputte Opener „Praise The Lowered“ oder das erhaben wirkende „Sumeria“.

Das Konzept hinter „Deconstruction“ ist – wie sollte es bei Devin Townsend anders sein – herrlich abstrus und übertrieben. So geht es um einen Mann, der in der Hölle auf den Teufel trifft und von diesem die Geheimnisse des Universums versprochen bekommt – in Form eines Cheeseburgers. Nun ist der Mann jedoch Vegetarier und kann den Burger somit nicht verzehren, womit das ganze Unterfangen für ihn sinnlos wird. Äh, ja. Dazu passt die Konfusion von „The Mighty Masturbator“, das sich während seinen über 16 Minuten Spielzeit in Rush-Exkursen, Drum-Computer-Orgien und Masturbations-Hymnen verliert. Mit dem Titeltrack „Deconstruction“ verhält es sich ähnlich. Mitten drunter wirkt Townsend abgelenkt und jagt seine Gitarre durch zig Effektpedale. Klingt krank, ist es auch.

„Ghost“ hingegen ist das krasse Gegenteil, eine Prog-Rock-Platte mit starkem Ambient-Einschlag – nicht umsonst das mit Abstand ruhigste Album im Townsend’schen Backkatalog. Songs wie „Fly“ und „Blackberry“ erinnert ein wenig an Blackfield und Radiohead, wirken leichtfüßig und verträumt, glänzen mit weiblichem Gesang. In „Feather“ übertrifft sich der Kanadier selbst, scheint zunächst eine Porcupine Tree-Ballade zu intonieren und driftet schließlich in einen existentialischen, semi-instrumentalen Exkurs mit ätherischen Vocal-Fetzen ab. Klingt komisch, ist es auch. Unbedingt antesten sollte man auch „Kawaii“, mit knapp drei Minuten verhältnismäßig unscheinbar und mit isländischen Post Rock-Zitaten nur so gespickt.

Einfach macht es Devin Townsend seinem Publikum mit beiden Alben nicht. „Deconstruction“ ist eine überdrehte Wutprobe mit wahnwitzigen Instrumental-Ausflügen, einer durch die erwähnte Gast-Armada bedingte Vocal-Pluralität und gewohnt abstruse Ideen zu peitschenden Drums. Ebenso ist „Ghost“ ein Album für ganz ruhige Momente, gerade nach dem parallel erscheinenden Extrem-Leckerbissen wie ein zarter Windhauch an einem lauen Frühlingsnachmittag. Und doch erkennt man in jeder Note die Genialität und das chaotische Genie, für das der Kanadier steht. Man kann und muss nicht jede Idee fantastisch finden, aber in punkto Songwriting, Präsentation, Intensität und Abwechslungsreichtum spielt Devin Townsend in einer eigenen Liga. Mit „Deconstruction“ und „Ghost“ dringt er endgültig in eine eigene, konkurrenzlose Liga vor.

VÖ: 17.06.2011
HevyDevy Records / Inside Out Music (EMI Music)

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