The Last 3 Lines – Visions From Oniria
Irgendwas muss an The Last 3 Lines dran sein, wenn für ihren ersten Release einst ein eigenes Label gegründet wurde. Bereits seit 2008 sind sie bei den Spaniern Aloud Music untergebracht und arbeiten sich seither kontinuierlich nach oben. Das Sextett aus Barcelona zockt launigen Indie Rock mit elektronischer Schlagseite, einem Faible für Experimente und unverschämt eingängigen Melodien. Unter anderem durften sie 2010 Placebo als Support begleiten. Ihr neues Album „Visions From Oniria“ könnte den Wirkungskreis der Spanier noch weiter vergrößern.
Die Formel der Platte lässt sich relativ simpel zusammenfassen: Hits, Hits und nochmals Hits. „Your Bruising Charm“ klingt beispielsweise in etwa so, als würden Placebo zu Zeiten von „Black Market Music“ auf Arcade Fire treffen. Flott und durchaus elektronisch beißen sich die Spanier durch vier energiegeladene Minuten, gestützt auf schwere Gitarren und vereinzelte Mitsingparts. In einer ähnlichen Gangart fahren sie fort, nehmen im Titeltrack „Visions From Oniria“ das Tempo ein wenig raus und spielen mit schrägen Synthis. Klingt ein wenig nach Rocky Horror, riecht nach martialisch aufheulenden Gitarren, ist jedoch tatsächlich elektronischer Wahnwitz.
Auch deutlich ruhigere Töne liegen den Spaniern, wie das folkige „Sleepwalker“ und das psychedelische Fragment „Absinthe Minded“ beweisen. Hier treffen Akustik-Klampfen auf stark entstellte Synthis mit dezentem 60er Jahre-Einschlag. Nur eine Tür weiter drängt „Paradigm Of Fools“ Blur in einen Auffahrunfall mit The xx, während Radiohead entspannt applaudieren. Spätestens mit dem hochtrabenden, krautigen Rausschmeißer „Revelation“ ist die hitverdächtige Selbstzerfleischung komplett: „Visions From Oniria“ mischt druckvolle Rockhymnen – mal folkig, mal stadiontauglich – mit elektronischen Spielereien und betont leidenden Gesangslinien auf dezent obskure Art und Weise. Klingt abstrakt, erweist sich jedoch als pervers hitverdächtig. Does It Offend You, Yeah? auf Radiokurs, wenn man so will. Starkes Ding.
VÖ: 28.02.2012
Aloud Music / Basement Apes Industries
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