Placebo – Battle For The Sun

(c) Paul Heartfield

Frische Energie durch junges Blut. Nach der nicht enden wollenden „Meds“-Tour waren Placebo scheintot. Stephen Olsdal flüchtete sich in das lauwarme Nebenprojekt Hotel Persona und Langzeit-Drummer Steve Hewitt wurde gegangen – wegen Drogenproblemen, munkelt man. Jungspund Steve Forrest ist kaum über Zwanzig und bringt den beiden älteren Herren mehr Dampf. Das neue, erste gemeinsame Album „Battle For The Sun“ klingt somit nicht nur rockiger, sondern etappenweise beinahe fröhlich.

Die beiden vorab veröffentlichten Songs fangen nur bedingt die Atmosphäre dieses Longplayers ein. „Battle For The Sun“ hätte noch am ehesten auf „Meds“ stattfinden können mit Piano-Einsatz, auslandendem Aufbau und melancholischem Orgasmus. Die aktuelle Single „For What It’s Worth“ hingegen deutet bereits das neue Pop-Appeal im Hause Placebo ein und punktet mit einem charmantem Refrain. Bereits hier fällt der Hang zu Bläsersätzen auf, die immer wieder auftauchen und für kleine Ausrufezeichen sorgen.

Herzlich unspektakulär fällt der Einstieg „Kitty Litter“ aus, der viel versucht, um ziemlich genau nirgendwo hin zu gelangen. „Ashtray Heart“ erinnert an – Achtung, Wortspiel – Ash. Bisschen College-Rock hier, Chant da, Harmonien überall. Nanu? Auch die ach so prägnante Elektronik rückt in den Hintergrund, brandet bei „Speak In Tongues“ – relativ typisch für Placebo und hitverdächtig – noch einmal auf. Dahinter folgt das eingängige „The Never-Ending Why“ mit wuchtigen, tanzbaren Drums und gewaltigem Refrain. Placebo 2009 haben also doch ihre Daseinsberechtigung, auch wenn man sich aus die krude Kombination an Bläsersätzen – Hotel Persona lassen grüßen – und wütenden Riffs gegen Ende erst gewöhnen muss.

Waren die letzten Alben des Trios immer auf gutem Niveau mit wenig bis gar keinen Ausfällen, ist dieses Mal „Julien“ als schmerzlicher Verlust zu beklagen – eine Reise ins Nirgendwo mit technoidem Einstieg. Auch die Streicher getränkte Retrospektive „Happy You’re Gone“ und die abschließende Fanfare „Kings Of Medicine“ lassen schwer zu wünschen über, so dass man das großartige, emotionale „Come Undone“ in dessen Kessel beinahe übersieht.

In diversen Interviews tönt Brian Molko ganz groß davon, U2 und die Rolling Stones übertreffen zu wollen mit diesen neuen Songs. Nun ja, dafür ist „Battle For The Sun“ vielleicht nicht das richtige Album. An den euphorischen Momenten werden sich die Geister scheiden und auch sind Placebo etappenweise zu direkt, zu eingängig unterwegs, womit das Besondere dieses Trios verloren geht. Natürlich muss man froh sein, dass es diese Band noch gibt, aber „Battle For The Sun“ kann bestenfalls eine Übergangsplatte sein, denn die guten Momente wiegen die Ausfälle nur schwer auf. Wer diese Schlacht wohl gewinnen mag?

VÖ: 05.06.2009
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