Disco Ensemble – Warriors

Disco Ensemble

Was sich über die letzten Jahre hinweg angedeutet hat, wird nun deutlich: Disco Ensemble machen endlich den großen Schritt nach vorne. Dabei waren die vier Finnen schon lange auf dem Sprung, sind in ihrer Heimat längst etabliert und haben es hierzulande mit „Black Euro“, „Bad Luck Charm“ und „Drop Dead, Casanova“ auf sämtliche Rock-Playlists geschafft. Laut wird es auf dem unter der Regie von Jukka Immonen (Sunrise Avenue) entstandenen fünften Album „Warriors“ nur selten, die Post-Hardcore- und Screamo-Elemente rücken in den Hintergrund, was den Finnen jedoch gut bekommt.

Mit einem mächtigen, hochgradig beeindruckenden Viererpack eröffnen Disco Ensemble ihr bislang bestes Album. Dabei muss das „Intro“ zwangsläufig als eigener Song gezählt werden; ein sympathisches Electro-Rock-Stück mit Jam-Charakter und unheimlich verspielter Note, das die nun folgenden Großtaten entsprechend anknüdigt. In „Second Soul“ fühlt man sich an Dúné erinnert – luftig leichte Strophen mit Keyboard-Untermaltung und fordernder Note, hymnisch rockender Refrain mit bissigem Abgang. „Too Much Feeling“ jongliert mit Melancholie, gibt sich introviert und lässt doch einen Hauch von Punk durchscheinen, bevor „Eartha Kitt“ mit mächtigen Gitarrenwänden, druckvollen Drums und einem weiteren großen Refrain den majestätischen Auftakt dieser Platte gekonnt abrundet. Noch Fragen?

Was nun folgt, ist eine Fülle an weiteren Hits, auch wenn man diese nach dem ersten Durchlauf vielleicht nicht sofort als solche erkennt. „Chinese Sword“, der Punker dieser Platte, ist nicht nur rasend schnell, sondern macht sich durch die leicht poppige Note in den Strophen interessant. „I’ve Seen The Future“ packt ein Riff aus, das entfernt an Richie Blackmores Zeit bei Deep Purple erinnert, verpackt in einen vergleichsweise harten, bissigen Track, der auch auf den ersten Alben der Finnen funktioniert hätte. Zwischendurch überrascht „Hologram“ als Synthie-Pop-Ballade, erdrückt der Sampler in „Your Shadow“ jegliches Pathos und beweist „Spade Is The Anti-Heart“, dass geradlinige drei Minuten Rock manchmal das Größte sein können.

Rein musikalisch betrachtet, müssten Disco Ensemble mit ihrem fünften Album auch in Deutschland endlich durch die Decke gehen. „Warriors“ ist die bislang beste Platte der Finnen, weil sie die poppigen Momente der Vorgänger in ein fokussiertes, gestraftes Klangbild packt, das zwar immer noch auf Synthie-Teppiche und große Refrains setzt, sich dabei aber auf eben jene Vorzüge konzentriert. Den Knüppel holt man kaum mehr aus dem Sack und überzeugt mit Zweckmäßigkeit und 40 Minuten ohne Aussetzer. Ein besseres Rock-Hit-Album wird man 2012 nicht mehr finden; es geht auch ohne ein zweites „Bad Luck Charm“.

VÖ: 19.10.2012
Fullsteam Records (Rough Trade Distribution)

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