Fyfe – Control

Fyfe

Das Musikgeschäft schien den 25jährigen Briten Paul Dixon nie sonderlich zu faszinieren. Stattdessen konzentrierte sich das Multitalent auf sein Wirtschaftswissenschaftsstudium und wurde quasi im Vorbeigehen unter dem Pseudonym David’s Lyre gesignt. Dixon löste den Vertrag, enttäuscht durch mangelnde Kommunikation und fehlendes Vertrauen, später auf, durfte aber unter anderem Marina And The Diamonds und Everything Everything remixen. Als Fyfe hingegen schwirrt er seit Jahren durch die Blogosphäre und hat nun doch sein Studium aufgegeben, um sich der Musik zu widmen. Sein Debütalbum „Control“ setzt angenehme Pop-Impulse.

„Solace“ war Dixons großer Web-Hit und ist natürlich auch auf dieser Platte zu finden. Vergleiche von Patrick Wolf bis Miike Snow zeigen, dass er alles richtig gemacht hat, wobei der angenehm unterkühlte, entspannte Track eher in Richtung alt-J schielt. Leicht hinterherhängende Percussion, weiche Keys und die etwas wackelige, leicht schiefe Stimme des Briten erzeugen eine sympathische, spektakuläre Mischung, die selbst von der zum Schluss einfallenden, gekonnt entstellen Gitarre nicht gestört werden kann.

Kontrastprogramm bietet im direkten Anschluss „Polythene Love“ mit zusätzlichem Frauengesang sowie den überbrandenden, beinahe glammigen Samples, die auch von Hot Chip stammen könnten. Synthi-Pop-Freunde setzen sich mit der blubbernden, etwas kitschigen Ballade „Lies Pt. II“ und einem Stimm-Wirrwarr auseinander – etwas käsig, wohl aber unterhaltsam. „Conversations“, „Veins“, „In Waves“ – die Serie unterhaltsamer, herrlich alternativer und dennoch radiofreundlicher Popsongs mit zartem elektronischen Unterbau und großen Gefühlen ist beinahe beängstigend.

Und doch ist an „Control“ nicht alles perfekt. Neben dem bereits erwähnten „Lies Pt. II“ fällt das bereits bekannte, etwas zu verstohlen arrangierte „St. Tropez“ deutlich ab. Am Gesamteindruck ändert das letztlich wenig, denn das Fyfe-Debüt weiß über weite Strecken mit typisch britischer, leicht alternativer und stets geschmackvoll elektronischer Popmusik zu unterhalten. Es wäre schade gewesen Dixons Talente an die Wirtschaftswissenschaft zu verschwenden. Das Rauschen in der Blogosphäre war und ist hörbar gerechtfertigt.

Fyfe - Control

Control
VÖ: 20.03.2015
Believe Recordings (Soulfood Music)

Fyfe @ Home | @ Facebook
„Control“ @ Amazon kaufen