Patrick Wolf – The Bachelor

(c) Nick Thornton Jones & Warren du Preez

Neues vom Retter der Popmusik, auch wenn er es so recht gar nicht sein will: Patrick Wolf, Mann vieler Haarfarben, befasst sich viel lieber mit Indie und Folk, kann aber wie kein zweiter eingängige, gehaltvolle Popsongs schreiben. Einige davon verstecken sich auch auf „The Bachelor“, Teil eins eines ursprünglich als Doppelalbum geplanten Epos, das gesplittet wurde, um die Fans nicht damit zu „überfordern“. Auf 14 Songs beschreibt Wolf seine Reisen und den Kampf mit sich selbst und seiner Umwelt.

Über die Single „Hard Times“ gelingt der Einstieg in „The Bachelor“ in Windeseile. Umgeben von Streichern, verkappten Gitarren und treibenden Drums beginnt Wolf von seiner schwierigen Vergangenheit zu erzählen an, liefert einen roten Faden. Immer wieder – erstmals in „Oblivion“ – trifft er auf „die Stimme der Hoffnung“ in Form von Schauspielerin Tilda Swinton, die dem verwirrten Jünglin wieder aufrichtet und ihn auf die Reise schickt.

Im Titeltrack „The Bachelor“ dreht sich alles um das Alleinesein – Wolfs Frage, ob er auf ewig solo durch die Welt wandern müsse, die sich inzwischen erledigt hat. Das schräge Stück Folkmusik wird dank Eliza Carthys rauchiger Stimme spektakulär wie ergreifend in Szene gesetzt. Die Reise in Richtung Traumsong geht überdies weiter. „Damaris“ ist Drama in Reinkultur dank Streichereinsatz, „Count Of Casualty“ ein Experiment zwischen Folk, Drum Computer und Balkan-Klagegesang.

Mit der Vorabsingle „Vulture“ wagt sich Patrick Wolf schließlich auf den Dancefloor mit Unterstützung von Alec Empire (Atari Teenage Riot). Das treibende, schrille „Battles“ scheint auch aus dieser Zusammenarbeit entstanden zu sein – der Titel ist im Übrigen eine Hommage an den Entstehungsort des Albums. Dennoch bricht bei aller stumpfer Wut ein verdammt eingängiger Refrain durch, der nach dem erneut folkigen Hoffnungsschimmer „Theseus“ wie ein Hammerschlag das drohende Ende einläutet – vom zerfahrenen „The Messenger“ einmal abgesehen.

Anders als „Yes“ von den Pet Shop Boys ist „The Bachelor“ alles andere als ein Pop-Album, und steht doch gemeinsam mit dem Werk des Altherren-Duos an der Spitze des vorläufigen Jahrespolls. Warum? Weil es Patrick Wolf wie kein Zweiter versteht, eingängige Melodien mit cleveren Arrangements, leidenschaftlichem Gesang und bewegenden Texten zu verbinden. Mit ganz wenigen Ausnahmen ist jeder Song ein Kunstwerk, jedes Kleinod eine Reise für sich. Hoffentlich besiegt Wolf den Fluch des schweren zweiten Teils. Daran sind mit Metallica („Reload“) und System Of A Down („Hypnotize“) bereits andere Kaliber gescheitert.

VÖ: 05.06.2009
Blood Chamber Music (Warner Music)
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