Cage The Elephant – Tell Me I’m Pretty
Hierzulande nach wie vor ein Geheimtipp, konnten sich Cage The Elephant in ihrer Heimat, den USA, bereits etablieren. „Thank You, Happy Birthday“ belegte 2011 Platz 2 in den Albumcharts, der Nachfolger „Melophobia“ war im Feburar dieses Jahres sogar für einen Grammy nominiert. Unbeeindruckt davon lud sich das Quartett Dan Auerbach von The Black Keys ins Studio ein und spielte eine ganze Reihe an One-Takes ein, um die Live-Energie der Herren aus Kentucky einzufangen. „Tell Me I’m Pretty“ knüpft nahtlos an den energischen Rock seiner Vorgänger an.
Der erste Vorbote „Mess Around“ brachte Cage The Elephant teils herbe Kritik an, weil der Song stark an Auerbachs Hauptband erinnert. Entsprechende Vergleiche sind nicht von der Hand zu weisen, denn der herrliche Retro-Groove mit dezentem Einschlag transportiert den Charme der Black Keys durchaus nach Bowling Green. Dabei dürfen aber zwei Faktoren nicht übersehen werden: a) es handelt sich um einen verdammt eingängigen, gut gemachten Song und b) Abwechslung ist der Schlüssel zu diesem vierten Studioalbum – siehe beispielsweise „Cry Baby“, der treibende Opener mit Folk-Twang und klassischer Rock’n’Roll-Energie.
Je länger „Tell Me I’m Pretty“ dauert, desto mehr wird man von der schieren Spielfreude des US-Quartetts erfasst. Da wäre zum Bleistift das vorwitzige „Trouble“ mit Matt Shultz‘ herrlich exaltierter Gesangs-Performance, die von Falsett-Wimmern über eine Art Spoken-Word-Part bis zur fordernden Refrain-Melodie reicht. „Punchin Bag“ erinnert ein wenig an eine Uptempo-Version der Black Keys, behält sich aber einen gewissen Elephant-Twist bei, eine herrlich eingängige Kauzigkeit, die sich auch durch den schrägen, getriebenen Rausschmeißer „Portuguese Knife Fight“ oder das wirre, psychedelisch angehauchte „Cold Cold Cold“ zieht.
Neben dem Hit „Mess Around“ servieren Cage The Elephant eine qualitativ ebenmäßige Platte mit jenem schrägen Auftreten, das mittlerweile typisch für die vier US-Amerikaner geworden ist. Indie-Kracher, Rock’n’Roll-Ursuppe und ein Hauch psychedelische Folk-Magie bedienen die gesamte schräge Bandbreite. „Tell Me I’m Pretty“ ist ein weiteres durchgehend gutes Album ohne Aussetzer, dafür mit ansprechendem Facettenreichtum, das zu großen und kleinen Entdeckungen einlädt – eben gewohnt hohe Qualität.
Tell Me I’m Pretty
VÖ: 18.12.2015
RCA Records (Sony Music)
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