Yeasayer – Amen & Goodbye

Yeasayer

Nach dem experimentellen Höhepunkt „Fragrant World“ ging es für Yeasayer zunächst in eine kleine Pause, dann wurde die Herangehensweise geändert. Das vierte Studioalbum sollte eine Bandplatte werden, man zog sich mit einer Tape-Maschine in die Wildnis zurück und nahm gemeinsam auf. Ein Sturmschaden vernichtete den Großteil des Materials, der Rest wurde dekonstruriert und neu zusammengesetzt. Entsprechend organisch und doch sympathisch digital präsentiert sich „Amen & Goodbye“.

Songdienlicher und eingängiger, dabei aber nach wie vor sympathisch speziell – so oder so ähnlich lässt sich dieses vierte Album zusammenfassen. „I Am Chemistry“ steht stellvertretend für diese alte, neue Richtung mit RnB-Untertönen, eindringlicher Elektronik und herrlich weichem Bandsound, der im Nu, ca. ab der Zwei-Minuten-Marken, von einem dichten Synthi-Teppich weit fort getragen wird. Falsett-Weirdness und dezente Effekte bereiten auf den großartigen Alternative-Popper „Silly Me“ vor, der auch prima neben MGMT funktionieren würde – ein bissiger Ohrwurm der anderen Art.

Für „Gerson’s Whistle“ spielen Yeasayer mit gemütlichem Piano-RnB-Pop, souliger Weirdness und mächtigen Chor-Passagen – interessant, neben dem seichten „Prophecy Gun“ aber eine von nur ganz wenigen Schwachstellen dieser Platte. Seinen Höhepunkt erreicht „Amen & Goodbye“ schon kurz vorher, wenn „Dead Sea Scrolls“ dem Bandklassiker „Ambling Alp“ seine Rolle als Standout streitig macht. Kauzig genug, um zu verwundern, gleichzeitig ein fantastischer Ohrwurm und mit seiner lässigen Multi-Part-Strukturen und den fantastisch schrägen Interlude ein beeindruckendes Spektakel mit Langlebigkeit – hat was von Danger Mouse, wenn man so will.

Ebenso schön: das Schlussdoppel – zunächst das gleichermaßen balladeske wie schrille „Uma“, dann das ausgelassene „Cold Night“ zwischen RnB, etwas Indie-Mucke und feinem Synthi-Pop. Zwiespätigkeit mit einer gelungen Mischung aus Ohrwürmern und verworrenen, dennoch nachvollziehbaren Experimenten: Wenn man glaubt, die Antworten zu kennen, ändern Yeasayer plötzlich die Fragen. „Amen & Goodbye“ ist eine weitere spannende Platte mit kleinen Hits, wenig Verschleiß und herrlicher Gesamtpräsentation – eben genau das, was man sich von den US-Alternative-Psychern erwartet. Schönes Ding.

Yeasayer - Amen & Goodbye

Amen & Goodbye
VÖ: 01.04.2016
Mute (GoodToGo)

Yeasayer @ Home | @ Facebook
„Amen & Goodbye“ @ Amazon kaufen