sir Was – Digging A Tunnel
Gelegentlich trifft man auf Platten – und Musiker -, die sich konsequent und beharrlich jeglicher Form von Kategorisierung entziehen. Enter Joel Wästberg. Der Schwede lernte eine Unmenge an Instrumenten, studierte Saxophon und wollte Jazz-Musiker werden. Einige unerwartete Wendungen und Kollaborationen, unter anderem mit José González, später, landete er als sir Was bei City Slang, wo sich sein Debüt „Digging A Tunnel“ nun gegen Schubladen aller Art sträubt.
Bereits der Opener „In The Midst“ wird förmlich von Assoziationen geflutet und ist in seiner eingängigen Eigenständigkeit doch so unheimlich konsequent. Die Melodie könnte von Air stammen, der leicht jazzige Ansatz mit elektronischem Unterbau passt hingegen eher zum Submotion Orchestra. Dann wären da noch Beck’scher Folk, psychedelische Gesangsparts und ein Hauch von lässiger Ambient-Stimmung. Klingt seltsam? Mag sein, doch diese fünf Minuten zählen zu den besten Tracks des noch jungen Jahres.
Ganz so stark geht es zwar nicht weiter, wohl aber immer noch höchst unterhaltsam. „Heaven Is Here“ vermischt sanfte TripHop-Beats mit ätherischen Bon Iver-Klängen und mehrstimmigen Kammermusik-Synthis, der Titelsong „Digging A Tunnel“ packt auf seinem Höhepunkt des Understatements schroffe Gitarren aus und „Revoke“ hält sich mit anspruchsvollen Fingerübungen am Klavier überm Wasser, bevor die pulsierende Bassline erneut abhebt.
Auch wenn das abschließende „Sunsets Sunrises“ viel zu lang und spannungsarm ausgefallen ist, macht Wästbergs Erstling unheimlich Laune. sir Was steht für Minimalismus, für unorthodoxe Ideen und so manchen unverschämten Ohrwurm, dem man sich nicht entziehen kann. „In The Midst“ allein rechtfertigt den Kauf von „Digging A Tunnel“, dazu kommen einige starke Support-Acts und eine Spur künstlerischer Wahnsinn. Ohne Frage, der Einstand von sir Was macht Lust auf mehr, viel mehr.
Digging A Tunnel
VÖ: 10.03.2017
City Slang (Universal Music)
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