Nathan Gray – Feral Hymns
Das hatte sich angekündigt: Seit Jahren wollte Nathan Gray ein Solo-Album veröffentlichen, The Casting Out sollten ursprünglich schon vor zehn Jahren sein Alleingang werden. So rackerte sich eine der wichtigsten Post-Hardcore-Stimmen aller Zeiten zuletzt durch verschiedenste Projekte, trug diese wieder zu Grabe und ist nun doch endlich ganz alleine unterwegs. „Feral Hymns“ vereint brandneue Songs mit neuaufgenommen Klassikern von Grays diversen Band-Projekten.
Einer der schönsten und intensivsten neuen Songs eröffnet die Platte. „As The Waves Crash Down“ verlässt sich auf eine einsame E-Gitarre, die Grays Stimme unterstützt. Von Bouncing Souls-Gitarrist Pete Steinkopf, der sich auch um die Aufnahmen kümmerte, begleitet, wirken diese gut drei Minuten wie der Entwurf eines Boysetsfire-Songs – scharfkantig, hymnisch und doch so herrlich reduziert. Die folgende Single „Echoes“ verbindet Gitarre und Cello – eines der gängigsten Instrumente auf diesem Album – mit lyrischer Düsternis. Es dauert ein wenig, bis dieser etwas schwerfälligere und doch so mächtige Track zündet, dann aber so richtig.
Unter den vertrauten Tracks ragt „Damascus“ heraus, vor nicht einmal einem Jahr mit dem Nathan Gray Collective veröffentlicht und nun als bewegende Predigt aus der Echokammer neu interpretiert. Der Boysetsfire-Klassiker „Across Five Years“ bemüht sich hingegen um puristische Folk- und Singer/Songwriter-Töne. Punktsieger und zweites großes Highlight neben dem Opener ist allerdings „Ebbing Of The Tide“. Der Casting Out-Track nimmt durchaus rührende Züge an, gerade wenn die Zweitstimme einsetzt und die Zeile „through these years“ mantraartig wiederholt.
Zwei überlebensgroße Tracks, schöne Neuinterpretationen und intensive Solo-Entwürfe tragen „Feral Hymns“ auf bleiernen Flügeln ins Ziel. Nathan Grays erster Alleingang ist alles, was man sich erhofft hat, und lebt natürlich von einer der kraftvollsten und wichtigsten Genre-Stimmen der letzten beiden Jahrzehnte. Geht die Faust nicht gerade in die Luft, umklammert sie eisern das Taschentuch. Ungezähmte Hymnen – der Albumtitel passt wie Faust aufs Auge.
Feral Hymns
VÖ: 19.01.2018
End Hits Records (Cargo Records)
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