Blood Red Shoes – Get Tragic
Nach mehreren Jahren im strengen Tour-Album-Tour-Rhythmus waren Blood Red Shoes – Lieferanten von Indie-Perlen wie „You Bring Me Down“, „Cold“ und „Say Something, Say Anything“ – 2014 komplett ausgelaugt in eine dringende Pause gegangen. Man arbeitete immer wieder an neuer Musik, veröffentlichte zwischendurch eine Raritäten-Sammlung sowie ein paar einzelne Tracks, doch „Get Tragic“ ist tatsächlich das erste reguläre Studioalbum des britischen Duos seit knapp fünf Jahren.
Drei Vorboten, teils bereits 2017 veröffentlicht, eröffnen das Album und zählen zugleich zu dessen Highlights. „Eye To Eye“ rollt nur langsam an und überrascht mit düsterem Synthi-Grollen. Tatsächlich fällt „Get Tragic“ insgesamt eine Spur elektronischer aus, ohne auf die rockigen Wurzeln der Band zu verzichten. Der semi-futuristische Albtraum punktet mit klaustrophober Intensität und richtig schön Nachdruck. Entsprechend kraftvoll gibt sich auch „Mexican Dress“, auch wenn es das Duo hier vergleichsweise geradlinig angeht – schroff, rockig und doch harmonisch.
„Bangsar“, einer der wenigen Tracks mit Steven Ansells Lead-Stimme, wirkt wie ein Mash-Up seiner beiden Vorgänger – schrill, pumpend und tanzbar auf der einen, direkt aus der Garage taumelnd auf der anderen Seite. In „Vertigo“ kommen schließlich richtig schön fette Riffwände zum Einsatz, wie man sie von den ersten beiden Platten der Band kennt, aber ebenso filigrane Popmusik – dafür sorgt Laura-Mary Carters engelsgleicher Gesang. „Howl“ lässt ebenfalls den Sythesizer eine zentrale Rolle spielen, bleibt jedoch schroff und packend, bis der Track urplötzlich abbricht. „Elijah“ verlässt sich hingegen auf das Gegenteil, legt immer wieder los und brennt sich förmlich ein.
Wenn es um eingängige Verweigerungshaltung geht, dann sind Blood Red Shoes vielleicht die ungekrönten Könige. Carter und Ansell bewegen sich an der Grenze des Machbaren, schaffen kleine Ohrwürmer und geben sich dabei dennoch unwahrscheinlich, geradezu unverschämt bissig. „Get Tragic“ lebt von seiner zusätzlichen, synthetischen Ebene und schafft abermals kleine Songperlen, die nach so manchem zusätzlichen Durchlauf verlangen. Die Pause hat den Blood Red Shoes hörbar gut getan.
Get Tragic
VÖ: 25.01.2019
Jazz Life / Republic of Music (Rough Trade)
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