Chastity – Home Made Satan

Chastity
(c) Joshua Howe

Erst vergangenes Jahr ließ Brandon Williams seine wilde Meute Chastity auf die Musikwelt los. Irgendwo zwischen Shoegaze und Post-Hardcore legten die Kanadier mit „Death Lust“ eine aufwühlende und doch irgendwie eingängige Punktlandung hin. Mittlerweile ist klar: Es war „nur“ der Auftakt zu einer Trilogie aus der Perspektive eines jungen Mannes, der zu viel Zeit alleine verbringt und allmählich von Paranoia verschlungen wird. „Home Made Satan“ befasst sich mit den Themen Furcht, Jugend, Leben im Vorort und Extremismus in der westlichen Welt. Der Sound ist zunächt allerdings kaum wiederzuerkennen.

Vom Klangbild des Einstands ist nicht allzu viel geblieben. Gerade die wuchtigen Post-Hardcore-Momente verschwanden komplett, stattdessen hält nun unter anderem poppiger, hymnischer Alternative Rock Einzug. Unbestrittener Überhit des Albums ist „Sun Poisoning“, das sich von seinen ruhigen und doch brodelnden Strophen geschickt in einen alles umarmenden Riesen-Chorus mit Power-Pop-Untertönen hangelt. Biffy Clyro hätten den Dreiminüter gerne im Katalog. Das etwas kratzbürstigere „Anxiety“ verbindet den Hang zur Rock-Hymne mit einem Hauch von Dreck, wenngleich auf ein absolutes Minimum reduziert – schließlich und endlich geht es auf diesem Zweitling um dicke Harmonien.

Immerhin konnten sich ein paar Shoegaze-Reste halten, nun mit poppigen Cure-Goth-Charme verquirlt. „I Still Feel The Same“ schrammelt rund um ein nachdenkliches Kajal-Motiv mit wachsender Spielfreude, während „Last Year’s Lust“ dicke Gitarrenwände mit überhandnehmender Melancholie vermischt. Selbst der Auftakt „Flames“ trägt ein wenig Robert Smith in sich, während mit „Spirit Meetup“ und „The Girls I Know Don’t Think So“ kraftvolle Rocker zum Ausgleich ins Rennen geschickt werden.

Ganz anders, aber doch so gut: Brandon Williams zeigt neue kreative und musikalische Facetten im Rahmen einer überaus kurzweiligen, fieberhaft (an)treibenden Platte voller kleiner Hits. „Home Made Satan“ distanziert sich geschickt vom Einstand, ohne dessen DNA zu leugnen, und führt Chastity zu neuen Ufern. Mit deutlich unter einen halben Stunde Spielzeit fällt das Album zwar zu kurz aus, dafür gibt es so etwas wie Füllmaterial erst gar nicht. Schon jetzt darf man gespannt sein, wohin das große Finale dieser bis dato hochspannenden Trilogie führen wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 13.09.2019
Erhältlich über: Captured Tracks (Cargo Records)

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